Stimulation der kindlichen Entwicklung im ersten Lebensjahr
- Adam Klatovský
- 7. Juli
- 9 Min. Lesezeit
Hier finden Sie Spielideen zur Förderung der Sinne, des Körperbewusstseins und der Motorik. Die Anregungen sind nach Altersstufen gegliedert, zu denen ein Kind bestimmte motorische Meilensteine typischerweise erreichen sollte. Es lohnt sich jedoch, auch frühere Phasen und Spielideen anzuschauen. Wählen Sie Aktivitäten stets so aus, dass sie nur geringfügig über dem aktuellen Entwicklungsstand Ihres Kindes liegen. Werden zu schwierige Übungen angeboten, kann es passieren, dass wichtige Entwicklungsstufen übersprungen werden. Das Kind verweigert dann die Aktivität – oder macht sie zwar mit, jedoch ohne inneres Verständnis. Später müssen wir die verpassten Grundlagen mühsam nachholen.
Man kann es gut mit Mathematik vergleichen: Stellen Sie sich vor, Sie bekommen eine Aufgabe, die viel zu schwierig für Ihren aktuellen Wissensstand ist. Entweder geben Sie direkt auf, oder Sie lösen sie rein mechanisch, ohne wirklich zu verstehen, warum. Sobald Sie dann eine ähnlich schwierige, aber leicht veränderte Aufgabe erhalten, wissen Sie nicht mehr weiter. Eventuell entwickeln Sie eine Strategie, die jedoch nicht zuverlässig funktioniert – und die Sie sich später mühsam wieder abgewöhnen müssen.
Ein Beispiel bei Babys wäre das zu frühe Hinsetzen. Auch wenn das Kind daran zunächst Freude hat, ist seine Wirbelsäule noch nicht dafür bereit. Es sollte sich erst eigenständig zum Sitzen hochziehen können, vorher aber unbedingt die Vierfüßler-Position durchlaufen haben. Nur dann kann es den Sitz stabil halten.
Im Folgenden finden Sie entwicklungsfördernde Anregungen nach Trimestern:
Erstes Trimester (0–3 Monate)
Die Reaktionen der Eltern auf das Verhalten ihres neugeborenen Kindes stimulieren in den ersten Lebenstagen und -wochen entscheidend dessen Entwicklung. Sprechen Sie viel mit Ihrem Baby, singen Sie und streicheln Sie es liebevoll.
Eine der großen Herausforderungen in den ersten drei Lebensmonaten ist es, aus der gebeugten und asymmetrischen Körperhaltung herauszufinden.
Mit etwa drei Monaten sollte ein Baby stabil auf dem Rücken liegen können (ohne zur Seite zu kippen, z. B. beim Windelwechseln) sowie in Bauchlage für einige Minuten den Kopf aufgerichtet halten, dabei gestützt auf die Unterarme. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, daher braucht Ihr Baby regelmäßig Gelegenheiten zum „Trainieren“. Legen Sie es deshalb täglich für kurze Zeit auf den Rücken und auf den Bauch – am besten auf eine feste Unterlage auf dem Boden, damit es seinen Körper frei entdecken kann.
Bewegung ist Lernen – für Kinder gilt das doppelt. In den ersten Monaten übt das Baby in Bauchlage das Anheben des Kopfes. Nur wenn es häufig auf dem Bauch liegt, kann es bis zum Ende des dritten Monats die nötigen Stützpunkte und seinen Körperschwerpunkt finden, um Kopf und Oberkörper anheben zu können. Dabei stärkt es Nacken-, Rücken- und Bauchmuskulatur, den Schultergürtel und die Gesäßmuskeln. Eine aufrechte Kopfhaltung ist die Grundlage aller späteren Bewegungsformen.
Bewegung aktiviert auch die primären Reflexe, welche das kindliche Gehirn stimulieren und nach und nach durch zunehmende willentliche Kontrolle gehemmt (inhibiert) werden.
Autokindersitze der Gruppe 0 (für Babys von Geburt bis ca. 10–13 kg) sollten nur im Auto verwendet werden. Zu Hause, bei Besuchen oder im Kinderwagen sollte Ihr Baby darin nicht längere Zeit liegen.
Hängt ein Mobile über dem Bettchen, platzieren Sie es über dem Bauchbereich des Kindes. Ist es direkt über dem Kopf, muss das Baby den Kopf überstrecken, was hinderlich für die Entwicklung der Bauchmuskulatur und das Anheben der Beine ist.
Lassen Sie Ihr Baby regelmäßig ohne Windel in Bauchlage spielen. Dicke Windeln heben das Becken leicht an und verhindern, dass das Baby die richtigen Stützpunkte findet. Gegen Ende des dritten Monats sollte sich der Körperschwerpunkt zur Schambeinregion verlagern. Legen Sie Ihr Baby z. B. auf den Wickeltisch so, dass es Ihr Gesicht sehen kann (setzen Sie sich davor auf einen Hocker oder knien Sie sich hin) – es wird sich bemühen, sich aufzurichten, um Sie anzuschauen.
Aktivität: Während Sie Ihrem Baby die Windel wechseln, pusten Sie sanft auf verschiedene Körperstellen (Bauch, Po, Fußsohlen…) und benennen Sie laut, wohin Sie gerade pusten. Das Baby versteht die Worte noch nicht, lauscht aber gerne Ihrer Stimme.
Aktivität: Legen Sie sich leicht aufgerichtet hin, mit dem Rücken an ein Kissen gelehnt. Legen Sie Ihr Baby auf Ihre Brust. Durch sanftes Schaukeln nach links und rechts fördern Sie das Gleichgewicht Ihres Kindes.
Zweites Trimester (4.–6. Monat)
In dieser Entwicklungsphase ist es besonders wichtig, dem Kind Spiele und Aktivitäten zur Stimulation des Gleichgewichtsorgans anzubieten – wie sanftes Drehen, Schaukeln oder Wiegen. Solche Reize helfen unter anderem, bestimmte frühkindliche Reflexe – insbesondere den Moro-Reflex und den tonischen Labyrinth-Reflex (TLR) – zu hemmen.
In Rückenlage hebt das Kind seine Hände nun bis auf Augenhöhe und betrachtet sie aufmerksam. Bieten Sie Ihrem Kind sensorisch interessante Spielzeuge an – z. B. Beißringe mit Noppen, angenehme Stoffe oder strukturiertes Material. Es braucht keine Unmenge an Spielzeug – zwei bis drei gut ausgewählte Stücke reichen völlig. Platzieren Sie sie idealerweise knapp außerhalb der Reichweite, sodass sich das Kind bemühen muss, sie zu erreichen.
Ab dem Beginn des fünften Monats verlagert ein in Bauchlage liegendes Kind zunehmend sein Körpergewicht, um einen Arm frei bewegen zu können. Motivieren Sie es, indem Sie ein interessantes Spielzeug seitlich platzieren.
Pokud Vaše dítě nerado leží na břiše, můžete mu pomoct tak, že mírně nadzvednete hrudníček dítěte a zároveň zatlačíte zadeček dolů.
Der Mund gewinnt in dieser Zeit enorm an Bedeutung – das Kind beginnt, alles, was es greifen kann, zum Mund zu führen. Das ist ein völlig normaler und wichtiger Entwicklungsschritt. Verbieten Sie es dem Kind also nicht.
Wenn Ihr Baby ungern auf dem Bauch liegt, können Sie ihm helfen, indem Sie sanft seinen Brustkorb anheben und gleichzeitig das Becken nach unten drücken.
Mobile oder andere hängende Objekte über dem Bettchen sollten sich über dem Bauchbereich und nicht über dem Gesicht des Kindes befinden. Sonst fördern Sie eine Überstreckung des Kopfes, die nicht erwünscht ist. Halten Sie ein visuell ansprechendes Spielzeug leicht seitlich im Blickfeld des Kindes – so motivieren Sie es, den Kopf zu drehen. Führen Sie das Spielzeug dann langsam auf die andere Seite – das Baby sollte seinen Blick und Kopf mitbewegen.
Im sechsten Monat beginnt das Kind, sich zur Seite zu drehen, wenn es ein Spielzeug seitlich sieht. Wenn Sie es dabei unterstützen möchten, beugen Sie ein Bein und strecken Sie das andere aus. Führen Sie dann das gebeugte Bein sanft über die Mittellinie des Körpers – der Oberkörper wird automatisch folgen.
Nähen oder kaufen Sie eine Socke mit Rassel – bei jeder Bewegung des Beins ertönt ein Geräusch, das das Kind neugierig macht. Es wird versuchen, seinen Fuß zu greifen und ihn zum Mund zu führen.
Wenn Ihr Baby auf dem Rücken liegt, geben Sie ihm einen kleinen Gymnastikball (sog. Overball). Es wird versuchen, ihn mit Händen und Füßen zu greifen – dabei kräftigt es seine Bauchmuskulatur. Noch effektiver wird dies, wenn das Kind dabei nackt oder nur leicht bekleidet ist – so verbessert sich zusätzlich die Körperwahrnehmung.
Aktivität:Die Babymassage ist eine Technik des achtsamen, liebevollen Berührens. Sie schenkt dem Kind Wärme, Geborgenheit und Vertrauen – stärkt die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind und unterstützt zugleich die körperliche und geistige Entwicklung. Sie kann tiefgreifende positive Veränderungen im Körperempfinden auslösen. Verwenden Sie zart duftende Aromaöle und genießen Sie diesen Moment der Nähe gemeinsam.
Aktivität:Legen Sie Ihr Baby mit dem Bauch oder dem Rücken auf einen großen Gymnastikball (Overball) und wiegen Sie es langsam hin und her.
Drittes Trimester (7.–9. Monat)
Ein sieben Monate altes Baby kann sich in der Regel bereits vom Bauch auf den Rücken drehen und seine hochgestreckten Beinchen erkunden. Es spielt nun auch mit zwei Spielzeugen gleichzeitig.
Sie können es am Rumpf halten und hoch über Ihren Kopf heben – das wird ihm mit Sicherheit gefallen. Wenn Sie einen rutschigen Boden haben, legen Sie für ein paar Monate einen Teppich aus, damit sich Ihr Baby gut robbend fortbewegen und später richtig krabbeln lernen kann. Wenn das nicht möglich ist, ziehen Sie ihm zumindest die Söckchen aus, damit es mit den Füßen nicht wegrutscht. In dieser Phase sollten Sie dem Kind auf keinen Fall feste Schuhe anziehen. Beim Robben muss es sich mit dem großen Zeh vom Boden abstoßen können – das fördert gleichzeitig die Entwicklung des Fußgewölbes. Setzen Sie Ihr Kind nicht passiv hin – es wird bald von selbst lernen, sich aufzusetzen.
Das Baby liegt nun immer seltener auf dem Rücken – meist nur noch im Schlaf. Sobald es auf dem Rücken liegt, dreht es sich sofort auf den Bauch, beginnt zu robben, geht in den Vierfüßlerstand und wiegt sich vor und zurück. Schrittweise beginnt es, richtig zu krabbeln. Anfänglich ist die Basis des Krabbelns noch breit, diese verengt sich mit zunehmender Reife. Es beginnt, sich selbstständig über die Seitenlage in den Sitz zu bringen. In aufrechter Knielage kann es sich an einer Stütze (z. B. Gitterbett oder Sofa) hochziehen. Es schafft es auch, sich im Stand zu halten, wenn es sich irgendwo festhalten kann.
Legen Sie Spielzeuge ein wenig außerhalb seiner Reichweite, damit es motiviert ist, sich danach zu strecken oder sich zu bewegen, um sie zu erreichen. Legen Sie sich ruhig auch selbst zu Ihrem Baby auf den Boden – Sie werden sehen, wie viel aktiver und zufriedener es dann ist.
Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, in Bauchlage die Ärmchen, das Köpfchen und die Beinchen gleichzeitig anzuheben (sog. „Pivotieren“). Sie können es auch am Rumpf unter dem Bauch fassen und hoch über Ihren Kopf heben – das wird ihm gefallen.
Aktivität:Sie können gemeinsam mit Ihrem Baby üben. Legen Sie sich auf den Rücken, ziehen Sie Ihre angewinkelten Beine Richtung Bauch und legen Sie Ihr Kind auf Ihre Schienbeine. Wiegen Sie das Kind, indem Sie Ihre Beine sanft nach oben und unten bewegen oder sich vor- und zurückrollen. Das Baby wird begeistert sein – und Sie trainieren gleichzeitig Ihre Bauch- und Oberschenkelmuskulatur.
Aktivität:Üben Sie gemeinsam das Drehen. Das Baby liegt auf dem Rücken. Strecken Sie ein Bein auf der Seite aus, zu der Sie das Baby drehen möchten. Das andere Bein beugen Sie, indem Sie es unterhalb des Knies greifen. Führen Sie dann das gebeugte Bein in einem großen Bogen über den Bauch auf die andere Seite. Der Oberkörper wird automatisch folgen und das Baby dreht sich mit.
Viertes Trimester (10.–12. Monat)
Ab dem zehnten Lebensmonat verlangsamt sich die Entwicklung des Kindes ein wenig. Der Körper beginnt sich physisch und psychisch auf die ersten Schritte und das eigenständige Gehen vorzubereiten.
Die Kinder beginnen, ihre Umgebung intensiv zu erkunden, und sind dabei erstaunlich schnell. Es ist wichtig, sie vor Gefahren zu schützen – beispielsweise vor Steckdosen, scharfen Ecken von Möbeln oder Treppen. Krabbeln Sie selbst einmal auf allen vieren durch die Wohnung – Sie werden schnell erkennen, was besser in den Schrank gehört oder entfernt werden sollte.
Ermutigen Sie Ihr Kind, neue Dinge auszuprobieren und zu entdecken. Zeigen Sie ihm dabei, wie es geschickt vorgehen kann – wo es das Knie aufsetzen, wo es sich festhalten kann. Wenn wir aus der Ferne nur rufen „Pass auf!“ oder „Da darfst du nicht hin!“, lernt das Kind deutlich weniger wichtige motorische und kognitive Fähigkeiten. Gleichzeitig müssen wir aber für Sicherheit sorgen.
Unterstützen Sie weiterhin das Krabbeln – es ist ein wunderbares Training zur Stärkung der tiefen Rumpfmuskulatur, zur Koordination der Bewegungen, zur Förderung der Zusammenarbeit der Gehirnhälften und zur Verbesserung der Hand-Auge-Koordination. Das kann Ihnen später in der Schulzeit viele Sorgen ersparen!
Üben Sie das Gehen nicht, indem Sie Ihr Kind an den Händen führen – das kann die Eigeninitiative und damit auch die Entwicklung des Kindes hemmen. Wenn Sie das Kind über dem Kopf an den Händen halten, stören Sie sein Gleichgewicht, fördern ein unerwünschtes Hohlkreuz und möglicherweise auch das Gehen auf Zehenspitzen. Ganz abgesehen davon tut das auch Ihrem Rücken nicht gut.
Einige Kinder beginnen bereits vor dem ersten Geburtstag zu laufen – es ist aber völlig normal, wenn Kinder erst mit 18 Monaten selbstständig gehen. Verzichten Sie auf Lauflernhilfen oder Gehfrei! Es gibt keinen Grund zur Eile – das Kind wird das Laufen ganz sicher lernen. Wichtiger ist es, dass es ausreichend krabbelt!
Seien Sie auch in diesem Alter konsequent. „Nein“ oder „Das darfst du nicht“ sollte wirklich bedeuten, dass es nicht erlaubt ist. Nach kurzer Zeit wird Ihr Kind den Hinweis verstehen – und Sie können seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken. So schaffen Sie eine sichere Umgebung für die kindliche Entfaltung. Das Kind weiß, was verboten ist, und ist nicht verwirrt, wenn „nein“ einmal gilt und ein andermal nicht.
Spielzeuge sollten weiterhin die Motorik und die Sinne des Kindes fördern – z. B. Bauklötze, einfache Puzzles oder Bilderbücher. Für den Garten eignen sich Sandkasten, Schaukel oder ein Spielzeugauto bzw. Puppenwagen. Im Haushalt kann das Kind mit einem eigenen kleinen Besen, einer Kehrschaufel oder einem Kindersauger helfen – für Mädchen auch mit einer kleinen Kinderküche.
Spielen Sie gemeinsam Fangspiele, Verstecken, Kuckuck-Spiele oder Bewegungsspiele mit Reimen wie „Kleine Maus hat Brei gekocht“. Das Kind kann Ihnen Spielzeuge bringen, die Sie dann benennen. Singen Sie Lieder oder nutzen Sie Bewegungslieder wie „Die Kartoffel“ oder „Guten Tag“. Zeigen Sie Ihrem Kind, wie man einen Turm aus Bauklötzen baut. Geben Sie ihm eine Schachtel, in der es Dinge herausnehmen oder wieder aufräumen kann. Auch das Aufstecken von Ringen auf eine Stange ist in diesem Alter sehr beliebt.
Aktivität:Setzen Sie das Kind rittlings auf Ihren Schoß, mit dem Rücken zu Ihnen. Halten Sie es am Becken und kippen Sie das Becken sanft nach links und rechts. Das Kind wird versuchen, die aufrechte Haltung zu halten. Alternativ können Sie es auch auf eine Rolle oder einen länglichen Gymnastikball setzen – achten Sie jedoch darauf, dass das Kind mit der ganzen Fußsohle auftreten kann und nicht nur mit den Zehen.
Aktivität:Setzen Sie sich mit ausgestreckten Beinen auf den Boden. Stellen Sie das Kind auf Ihre Oberschenkel und halten Sie es am Becken fest. Durch sanftes Kippen Ihres Beckens oder das Anheben eines Beines können Sie das Kind aus dem Gleichgewicht bringen – es wird versuchen, sich wieder aufzurichten. Dabei wird sein Gleichgewichtssinn intensiv trainiert.
Autorin des Artikels: PhDr. Marja Voleman, PhD.
27. April 2022
Veröffentlicht in deutscher Übersetzung am 7. Juli 2025
Hauptquellen:
Volemanová, Marja. 2019. Primární reflexy, opomíjený faktor problémů učení a chování u dětí. 2. rozšířené vydání. Statenice : INVTS, 2019. 978-80-907369-0-0
Kleplová, Věra; Pilná, Dobromila (2007).Našemu sluníčku. Praha: Anag. ISBN 978-80-7263-357-9
Kommentare