Primäre (Frühkindliche) Reflexe bei Babys
- Adam Klatovský

- 6. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Primäre Reflexe unterstützen das Neugeborene während des Geburtsvorgangs und erfüllen in den ersten Lebenswochen eine lebenswichtige Funktion. Daher wird das Kind unmittelbar nach der Geburt auf das Vorhandensein aller primären Reflexe untersucht. Sind diese Reflexe nicht ausreichend entwickelt, kann das auf eine nicht optimale Gehirnentwicklung hinweisen.
Das Gehirn eines Neugeborenen wiegt etwa 400 Gramm und ist noch unreif, enthält jedoch bereits nahezu alle Nervenzellen, die es im Laufe seines Lebens benötigen wird. Diese Nervenzellen sind jedoch noch nicht ausreichend miteinander vernetzt. Deshalb sind zunächst die primären Reflexe aktiv, die in den unteren Ebenen des Gehirns „beheimatet“ sind – diese Bereiche sind bei der Geburt bereits funktionsfähig. Das kleine Baby wird buchstäblich von einer Flut an Reizen überrollt, die sein Gehirn noch nicht vollständig verarbeiten kann. Die primären Reflexe helfen dabei, adäquat auf diese Reize zu reagieren.
Die motorische Entwicklung des Kindes hängt ebenfalls eng mit der Aktivität dieser Reflexe zusammen. Das Baby reagiert auf Reize und Interaktionen mit seiner Umgebung mit primären Reflexen, die die Bildung von neuronalen Verbindungen im Gehirn fördern, Nervenzellen differenzieren und vor allem die Verbindung zu höheren Gehirnzentren stimulieren, welche nach und nach die Steuerung des Körpers übernehmen. Bewegungen, die durch primäre Reflexe ausgelöst werden, helfen somit, ein dichtes neuronales Netzwerk zu schaffen, das verschiedene Hirnareale miteinander verbindet. Diese Verbindungen sind entscheidend für spätere Lernprozesse, Kommunikationsfähigkeit, emotionale und zwischenmenschliche Beziehungen sowie Motivation.
Mit der Reifung der höheren Gehirnzentren beginnen die primären Reflexe allmählich zu stören und müssen gehemmt werden, damit sich das Gehirn neurologisch korrekt weiterentwickeln kann. Auch die motorische Entwicklung verläuft nicht optimal, wenn die primären Reflexe länger als üblich aktiv bleiben. Es fällt betroffenen Kindern dann schwer, mit dem Krabbeln oder Robben zu beginnen, oder sie drehen sich auf eine untypische Weise (z. B. mit starker Überstreckung des Kopfes). Daher schwächen sich die primären Reflexe schrittweise ab. Die Entwicklung der Körperhaltung und der Bewegungsfunktionen spiegelt im Grunde die Reifung des Gehirns wider. Eine verbesserte Bewegungssteuerung zeigt an, dass sich die Verbindungen zwischen Gehirn und Körper sowie innerhalb des Gehirns verstärken.
Autorin des Artikels: PhDr. Marja Voleman, PhD.
Veröffentlichungsdatum: 27.4.2022.
Veröffentlichungsdatum der deutschen Übersetzung: 6.7.2025




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