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  • Stimulation der kindlichen Entwicklung im ersten Lebensjahr

    Hier finden Sie Spielideen zur Förderung der Sinne, des Körperbewusstseins und der Motorik. Die Anregungen sind nach Altersstufen gegliedert, zu denen ein Kind bestimmte motorische Meilensteine typischerweise erreichen sollte. Es lohnt sich jedoch, auch frühere Phasen und Spielideen anzuschauen. Wählen Sie Aktivitäten stets so aus, dass sie nur geringfügig über dem aktuellen Entwicklungsstand Ihres Kindes liegen. Werden zu schwierige Übungen angeboten, kann es passieren, dass wichtige Entwicklungsstufen übersprungen werden. Das Kind verweigert dann die Aktivität – oder macht sie zwar mit, jedoch ohne inneres Verständnis. Später müssen wir die verpassten Grundlagen mühsam nachholen. ​ Man kann es gut mit Mathematik vergleichen: Stellen Sie sich vor, Sie bekommen eine Aufgabe, die viel zu schwierig für Ihren aktuellen Wissensstand ist. Entweder geben Sie direkt auf, oder Sie lösen sie rein mechanisch, ohne wirklich zu verstehen, warum. Sobald Sie dann eine ähnlich schwierige, aber leicht veränderte Aufgabe erhalten, wissen Sie nicht mehr weiter. Eventuell entwickeln Sie eine Strategie, die jedoch nicht zuverlässig funktioniert – und die Sie sich später mühsam wieder abgewöhnen müssen. ​ Ein Beispiel bei Babys wäre das zu frühe Hinsetzen. Auch wenn das Kind daran zunächst Freude hat, ist seine Wirbelsäule noch nicht dafür bereit. Es sollte sich erst eigenständig zum Sitzen hochziehen können, vorher aber unbedingt die Vierfüßler-Position durchlaufen haben. Nur dann kann es den Sitz stabil halten. ​ Im Folgenden finden Sie entwicklungsfördernde Anregungen nach Trimestern: Erstes Trimester (0-3m) Zweites Trimester (4.–6. Monat) Drittes Trimester (7.–9. Monat) Viertes Trimester (10.–12. Monat) Erstes Trimester (0–3 Monate) ​ Die Reaktionen der Eltern auf das Verhalten ihres neugeborenen Kindes stimulieren in den ersten Lebenstagen und -wochen entscheidend dessen Entwicklung. Sprechen Sie viel mit Ihrem Baby, singen Sie und streicheln Sie es liebevoll. Eine der großen Herausforderungen in den ersten drei Lebensmonaten ist es, aus der gebeugten und asymmetrischen Körperhaltung herauszufinden. Mit etwa drei Monaten sollte ein Baby stabil auf dem Rücken liegen können (ohne zur Seite zu kippen, z. B. beim Windelwechseln) sowie in Bauchlage für einige Minuten den Kopf aufgerichtet halten, dabei gestützt auf die Unterarme. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, daher braucht Ihr Baby regelmäßig Gelegenheiten zum „Trainieren“. Legen Sie es deshalb täglich für kurze Zeit auf den Rücken und auf den Bauch – am besten auf eine feste Unterlage auf dem Boden, damit es seinen Körper frei entdecken kann. ​ Bewegung ist Lernen – für Kinder gilt das doppelt. In den ersten Monaten übt das Baby in Bauchlage das Anheben des Kopfes. Nur wenn es häufig auf dem Bauch liegt, kann es bis zum Ende des dritten Monats die nötigen Stützpunkte und seinen Körperschwerpunkt finden, um Kopf und Oberkörper anheben zu können. Dabei stärkt es Nacken-, Rücken- und Bauchmuskulatur, den Schultergürtel und die Gesäßmuskeln. Eine aufrechte Kopfhaltung ist die Grundlage aller späteren Bewegungsformen. ​ Bewegung aktiviert auch die primären Reflexe, welche das kindliche Gehirn stimulieren und nach und nach durch zunehmende willentliche Kontrolle gehemmt (inhibiert) werden. Autokindersitze der Gruppe 0 (für Babys von Geburt bis ca. 10–13 kg) sollten nur im Auto verwendet werden. Zu Hause, bei Besuchen oder im Kinderwagen sollte Ihr Baby darin nicht längere Zeit liegen. ​ Hängt ein Mobile über dem Bettchen, platzieren Sie es über dem Bauchbereich des Kindes. Ist es direkt über dem Kopf, muss das Baby den Kopf überstrecken, was hinderlich für die Entwicklung der Bauchmuskulatur und das Anheben der Beine ist. ​ Lassen Sie Ihr Baby regelmäßig ohne Windel in Bauchlage spielen. Dicke Windeln heben das Becken leicht an und verhindern, dass das Baby die richtigen Stützpunkte findet. Gegen Ende des dritten Monats sollte sich der Körperschwerpunkt zur Schambeinregion verlagern. Legen Sie Ihr Baby z. B. auf den Wickeltisch so, dass es Ihr Gesicht sehen kann (setzen Sie sich davor auf einen Hocker oder knien Sie sich hin) – es wird sich bemühen, sich aufzurichten, um Sie anzuschauen. ​ Aktivität:  Während Sie Ihrem Baby die Windel wechseln, pusten Sie sanft auf verschiedene Körperstellen (Bauch, Po, Fußsohlen…) und benennen Sie laut, wohin Sie gerade pusten. Das Baby versteht die Worte noch nicht, lauscht aber gerne Ihrer Stimme. Aktivität:  Legen Sie sich leicht aufgerichtet hin, mit dem Rücken an ein Kissen gelehnt. Legen Sie Ihr Baby auf Ihre Brust. Durch sanftes Schaukeln nach links und rechts fördern Sie das Gleichgewicht Ihres Kindes. ​ Zweites Trimester (4.–6. Monat) In dieser Entwicklungsphase ist es besonders wichtig, dem Kind Spiele und Aktivitäten zur Stimulation des Gleichgewichtsorgans anzubieten – wie sanftes Drehen, Schaukeln oder Wiegen. Solche Reize helfen unter anderem, bestimmte frühkindliche Reflexe – insbesondere den Moro-Reflex und den tonischen Labyrinth-Reflex (TLR) – zu hemmen. In Rückenlage hebt das Kind seine Hände nun bis auf Augenhöhe und betrachtet sie aufmerksam. Bieten Sie Ihrem Kind sensorisch interessante Spielzeuge an – z. B. Beißringe mit Noppen, angenehme Stoffe oder strukturiertes Material. Es braucht keine Unmenge an Spielzeug – zwei bis drei gut ausgewählte Stücke reichen völlig. Platzieren Sie sie idealerweise knapp außerhalb der Reichweite, sodass sich das Kind bemühen muss, sie zu erreichen. Ab dem Beginn des fünften Monats verlagert ein in Bauchlage liegendes Kind zunehmend sein Körpergewicht, um einen Arm frei bewegen zu können. Motivieren Sie es, indem Sie ein interessantes Spielzeug seitlich platzieren. Pokud Vaše dítě nerado leží na břiše, můžete mu pomoct tak, že mírně nadzvednete hrudníček dítěte a zároveň zatlačíte zadeček dolů. Der Mund gewinnt in dieser Zeit enorm an Bedeutung – das Kind beginnt, alles, was es greifen kann, zum Mund zu führen. Das ist ein völlig normaler und wichtiger Entwicklungsschritt. Verbieten Sie es dem Kind also nicht. Wenn Ihr Baby ungern auf dem Bauch liegt, können Sie ihm helfen, indem Sie sanft seinen Brustkorb anheben und gleichzeitig das Becken nach unten drücken. ​ Mobile oder andere hängende Objekte über dem Bettchen sollten sich über dem Bauchbereich und nicht über dem Gesicht des Kindes befinden. Sonst fördern Sie eine Überstreckung des Kopfes, die nicht erwünscht ist. Halten Sie ein visuell ansprechendes Spielzeug leicht seitlich im Blickfeld des Kindes – so motivieren Sie es, den Kopf zu drehen. Führen Sie das Spielzeug dann langsam auf die andere Seite – das Baby sollte seinen Blick und Kopf mitbewegen. Im sechsten Monat beginnt das Kind, sich zur Seite zu drehen, wenn es ein Spielzeug seitlich sieht. Wenn Sie es dabei unterstützen möchten, beugen Sie ein Bein und strecken Sie das andere aus. Führen Sie dann das gebeugte Bein sanft über die Mittellinie des Körpers – der Oberkörper wird automatisch folgen. Nähen oder kaufen Sie eine Socke mit Rassel – bei jeder Bewegung des Beins ertönt ein Geräusch, das das Kind neugierig macht. Es wird versuchen, seinen Fuß zu greifen und ihn zum Mund zu führen. Wenn Ihr Baby auf dem Rücken liegt, geben Sie ihm einen kleinen Gymnastikball (sog. Overball). Es wird versuchen, ihn mit Händen und Füßen zu greifen – dabei kräftigt es seine Bauchmuskulatur. Noch effektiver wird dies, wenn das Kind dabei nackt oder nur leicht bekleidet ist – so verbessert sich zusätzlich die Körperwahrnehmung. Aktivität: Die Babymassage ist eine Technik des achtsamen, liebevollen Berührens. Sie schenkt dem Kind Wärme, Geborgenheit und Vertrauen – stärkt die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind und unterstützt zugleich die körperliche und geistige Entwicklung. Sie kann tiefgreifende positive Veränderungen im Körperempfinden auslösen. Verwenden Sie zart duftende Aromaöle und genießen Sie diesen Moment der Nähe gemeinsam. Aktivität: Legen Sie Ihr Baby mit dem Bauch oder dem Rücken auf einen großen Gymnastikball (Overball) und wiegen Sie es langsam hin und her. Drittes Trimester (7.–9. Monat) Ein sieben Monate altes Baby kann sich in der Regel bereits vom Bauch auf den Rücken drehen und seine hochgestreckten Beinchen erkunden. Es spielt nun auch mit zwei Spielzeugen gleichzeitig. Sie können es am Rumpf halten und hoch über Ihren Kopf heben – das wird ihm mit Sicherheit gefallen. Wenn Sie einen rutschigen Boden haben, legen Sie für ein paar Monate einen Teppich aus, damit sich Ihr Baby gut robbend fortbewegen und später richtig krabbeln lernen kann. Wenn das nicht möglich ist, ziehen Sie ihm zumindest die Söckchen aus, damit es mit den Füßen nicht wegrutscht. In dieser Phase sollten Sie dem Kind auf keinen Fall feste Schuhe anziehen. Beim Robben muss es sich mit dem großen Zeh vom Boden abstoßen können – das fördert gleichzeitig die Entwicklung des Fußgewölbes. Setzen Sie Ihr Kind nicht passiv hin – es wird bald von selbst lernen, sich aufzusetzen. Das Baby liegt nun immer seltener auf dem Rücken – meist nur noch im Schlaf. Sobald es auf dem Rücken liegt, dreht es sich sofort auf den Bauch, beginnt zu robben, geht in den Vierfüßlerstand und wiegt sich vor und zurück. Schrittweise beginnt es, richtig zu krabbeln. Anfänglich ist die Basis des Krabbelns noch breit, diese verengt sich mit zunehmender Reife. Es beginnt, sich selbstständig über die Seitenlage in den Sitz zu bringen. In aufrechter Knielage kann es sich an einer Stütze (z. B. Gitterbett oder Sofa) hochziehen. Es schafft es auch, sich im Stand zu halten, wenn es sich irgendwo festhalten kann. Legen Sie Spielzeuge ein wenig außerhalb seiner Reichweite, damit es motiviert ist, sich danach zu strecken oder sich zu bewegen, um sie zu erreichen. Legen Sie sich ruhig auch selbst zu Ihrem Baby auf den Boden – Sie werden sehen, wie viel aktiver und zufriedener es dann ist. Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, in Bauchlage die Ärmchen, das Köpfchen und die Beinchen gleichzeitig anzuheben (sog. „Pivotieren“). Sie können es auch am Rumpf unter dem Bauch fassen und hoch über Ihren Kopf heben – das wird ihm gefallen. ​ Aktivität: Sie können gemeinsam mit Ihrem Baby üben. Legen Sie sich auf den Rücken, ziehen Sie Ihre angewinkelten Beine Richtung Bauch und legen Sie Ihr Kind auf Ihre Schienbeine. Wiegen Sie das Kind, indem Sie Ihre Beine sanft nach oben und unten bewegen oder sich vor- und zurückrollen. Das Baby wird begeistert sein – und Sie trainieren gleichzeitig Ihre Bauch- und Oberschenkelmuskulatur. Aktivität: Üben Sie gemeinsam das Drehen. Das Baby liegt auf dem Rücken. Strecken Sie ein Bein auf der Seite aus, zu der Sie das Baby drehen möchten. Das andere Bein beugen Sie, indem Sie es unterhalb des Knies greifen. Führen Sie dann das gebeugte Bein in einem großen Bogen über den Bauch auf die andere Seite. Der Oberkörper wird automatisch folgen und das Baby dreht sich mit. ​ Viertes Trimester (10.–12. Monat) Ab dem zehnten Lebensmonat verlangsamt sich die Entwicklung des Kindes ein wenig. Der Körper beginnt sich physisch und psychisch auf die ersten Schritte und das eigenständige Gehen vorzubereiten. Die Kinder beginnen, ihre Umgebung intensiv zu erkunden, und sind dabei erstaunlich schnell. Es ist wichtig, sie vor Gefahren zu schützen – beispielsweise vor Steckdosen, scharfen Ecken von Möbeln oder Treppen. Krabbeln Sie selbst einmal auf allen vieren durch die Wohnung – Sie werden schnell erkennen, was besser in den Schrank gehört oder entfernt werden sollte. Ermutigen Sie Ihr Kind, neue Dinge auszuprobieren und zu entdecken. Zeigen Sie ihm dabei, wie es geschickt vorgehen kann – wo es das Knie aufsetzen, wo es sich festhalten kann. Wenn wir aus der Ferne nur rufen „Pass auf!“ oder „Da darfst du nicht hin!“, lernt das Kind deutlich weniger wichtige motorische und kognitive Fähigkeiten. Gleichzeitig müssen wir aber für Sicherheit sorgen. Unterstützen Sie weiterhin das Krabbeln – es ist ein wunderbares Training zur Stärkung der tiefen Rumpfmuskulatur, zur Koordination der Bewegungen, zur Förderung der Zusammenarbeit der Gehirnhälften und zur Verbesserung der Hand-Auge-Koordination. Das kann Ihnen später in der Schulzeit viele Sorgen ersparen! Üben Sie das Gehen nicht, indem Sie Ihr Kind an den Händen führen – das kann die Eigeninitiative und damit auch die Entwicklung des Kindes hemmen. Wenn Sie das Kind über dem Kopf an den Händen halten, stören Sie sein Gleichgewicht, fördern ein unerwünschtes Hohlkreuz und möglicherweise auch das Gehen auf Zehenspitzen. Ganz abgesehen davon tut das auch Ihrem Rücken nicht gut. Einige Kinder beginnen bereits vor dem ersten Geburtstag zu laufen – es ist aber völlig normal, wenn Kinder erst mit 18 Monaten selbstständig gehen. Verzichten Sie auf Lauflernhilfen oder Gehfrei! Es gibt keinen Grund zur Eile – das Kind wird das Laufen ganz sicher lernen. Wichtiger ist es, dass es ausreichend krabbelt! Seien Sie auch in diesem Alter konsequent. „Nein“ oder „Das darfst du nicht“ sollte wirklich bedeuten, dass es nicht erlaubt ist. Nach kurzer Zeit wird Ihr Kind den Hinweis verstehen – und Sie können seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken. So schaffen Sie eine sichere Umgebung für die kindliche Entfaltung. Das Kind weiß, was verboten ist, und ist nicht verwirrt, wenn „nein“ einmal gilt und ein andermal nicht. Spielzeuge sollten weiterhin die Motorik und die Sinne des Kindes fördern – z. B. Bauklötze, einfache Puzzles oder Bilderbücher. Für den Garten eignen sich Sandkasten, Schaukel oder ein Spielzeugauto bzw. Puppenwagen. Im Haushalt kann das Kind mit einem eigenen kleinen Besen, einer Kehrschaufel oder einem Kindersauger helfen – für Mädchen auch mit einer kleinen Kinderküche. Spielen Sie gemeinsam Fangspiele, Verstecken, Kuckuck-Spiele oder Bewegungsspiele mit Reimen wie „Kleine Maus hat Brei gekocht“. Das Kind kann Ihnen Spielzeuge bringen, die Sie dann benennen. Singen Sie Lieder oder nutzen Sie Bewegungslieder wie „Die Kartoffel“ oder „Guten Tag“. Zeigen Sie Ihrem Kind, wie man einen Turm aus Bauklötzen baut. Geben Sie ihm eine Schachtel, in der es Dinge herausnehmen oder wieder aufräumen kann. Auch das Aufstecken von Ringen auf eine Stange ist in diesem Alter sehr beliebt. Aktivität: Setzen Sie das Kind rittlings auf Ihren Schoß, mit dem Rücken zu Ihnen. Halten Sie es am Becken und kippen Sie das Becken sanft nach links und rechts. Das Kind wird versuchen, die aufrechte Haltung zu halten. Alternativ können Sie es auch auf eine Rolle oder einen länglichen Gymnastikball setzen – achten Sie jedoch darauf, dass das Kind mit der ganzen Fußsohle auftreten kann und nicht nur mit den Zehen. Aktivität: Setzen Sie sich mit ausgestreckten Beinen auf den Boden. Stellen Sie das Kind auf Ihre Oberschenkel und halten Sie es am Becken fest. Durch sanftes Kippen Ihres Beckens oder das Anheben eines Beines können Sie das Kind aus dem Gleichgewicht bringen – es wird versuchen, sich wieder aufzurichten. Dabei wird sein Gleichgewichtssinn intensiv trainiert. ​ Autorin des Artikels: PhDr. Marja Voleman, PhD. 27. April 2022 Veröffentlicht in deutscher Übersetzung am 7. Juli 2025 Hauptquellen: Volemanová, Marja. 2019. Primární reflexy, opomíjený faktor problémů učení a chování u dětí. 2. rozšířené vydání. Statenice : INVTS, 2019. 978-80-907369-0-0 Kleplová, Věra; Pilná, Dobromila (2007).Našemu sluníčku. Praha: Anag. ISBN 978-80-7263-357-9

  • Neuro-Entwicklungsstimulation im Schulalltag als Werkzeug für Inklusion

    Primäre Reflexe sind ein zentraler Bestandteil der frühen kindlichen Entwicklung. Sie dienen dem Neugeborenen zum Überleben und aktivieren grundlegende Bewegungen, die das Gehirn später zur willentlichen Kontrolle des Körpers nutzt. Durch ihre Wirkung werden nach Neuro-Entwicklungsstimulation im Schulalltag als Werkzeug für Inklusionund nach höhere Hirnstrukturen aktiviert, die es dem Kind ermöglichen, visuelle und auditive Reize besser zu verarbeiten, Gleichgewicht und räumliche Orientierung wahrzunehmen, Motorik zu entwickeln sowie Hand-Auge-Koordination, Sprache und soziale Kommunikation zu fördern. Im ersten Lebensjahr – insbesondere zwischen dem 6. und 12. Monat – sollten diese Reflexe spontan gehemmt werden. Erfolgt dieser Prozess nicht, können die Reflexe auch im Vorschul- oder Schulalter weiterhin aktiv bleiben und die Lernfähigkeit, Konzentration, Selbstständigkeit und Integration in die Gemeinschaft negativ beeinflussen. Typische Anzeichen persistierender Reflexe Dazu zählen Gleichgewichtsstörungen, schwache grob- und feinmotorische Fertigkeiten, falsche Körperhaltung, koordinationsschwache Bewegungen, Probleme bei Aussprache, visuellem Folgen, Lesen und Schreiben, Hyperaktivität oder extreme Empfindlichkeit gegenüber Reizen. Häufig treten auch Bettnässen, Daumenlutschen, Raumorientierungsprobleme, Konzentrationsschwäche oder Überempfindlichkeit bei Veränderungen auf. Im schulischen Umfeld werden meist die Symptome behandelt – etwa Lese- oder Verhaltensprobleme – statt die neuro­entwicklungsbedingte Ursache zu erkennen. Aber verfügen Kinder überhaupt über die neuro­entwicklungs­relevanten Grundlagen, um effektiv lernen zu können? Persistierende Reflexe und ihr Einfluss auf Verhalten und Lernen Das Kind wird mit sogenannten primären Reflexen geboren – genetisch vorprogrammierten, automatischen Bewegungsmustern, die dem Überleben dienen und zugleich das zentrale Nervensystem stimulieren. Im Laufe des ersten Lebensjahres sollten diese Reflexe durch Reifung höherer Hirnregionen zunehmend unterdrückt werden. Bleibt dieser Prozess aus, können sie auch im Schulalter aktiv bleiben und alltägliche Tätigkeiten wie Schreiben, Lesen, Konzentration, Sprache oder soziale Integration erheblich erschweren. Tonisch-labyrinthischer Reflex (TLR) Der TLR beeinflusst die grobmotorischen Fähigkeiten stark. Neugeborene kontrollieren ihre Bewegungen kaum bewusst – jede Kopfbewegung löst eine reflexartige Reaktion aus, den sogenannten holokinetischen Bewegungen (ganzer Körperbewegung). In den ersten Lebenswochen erlernen Kinder die Kontrolle über Nacken- und Nackenmuskeln. Anschließend erfolgt die Entwicklung der Muskelkontrolle in kraniokaudaler Richtung, also vom Kopf über Ober- und Unterkörper bis zu den Fersen. So entwickelt das Kind die Fähigkeit, Kopfpositionen zum Körper zu kontrollieren – grundlegend für Gleichgewicht, aufrechten Haltung und Koordination. Der TLR unterstützt genau diesen Entwicklungsprozess. Erst wenn das Kind gelernt hat, den Kopf zu kontrollieren, können Kopf- und Extremitätenbewegungen unabhängig und über der Körpermitte gekreuzt erfolgen („Kreuzbewegungen“). Es gilt zudem, den Kopf vorwärts und rückwärts zu bewegen, ohne dass dies reflexartige Extremitätenbewegungen auslöst. Primäre Reflexe initiieren Bewegungen – und diese wiederholten Bewegungen stärken neuronale Verbindungen zwischen Körper und Gehirn; das Kind entwickelt Kontrolle über die Haltung, stärkt Kraft und Koordination und fördert Gleichgewicht, Mobilität, Sehen, Hören, Sprache, Lern- und Kommunikationsfähigkeit. Grobmotorische Fertigkeiten gelten als Grundlage vieler höherer Fähigkeiten, die zum Lernen und Verhalten beitragen. Für den Schuleinstieg muss ein Kind still sitzen können, sich konzentrieren, den Stift korrekt halten und gezielte Augenbewegungen ausführen können, um geschriebene Texte Zeile für Zeile flüssig zu verfolgen. Mit Grobmotorik hängt auch der Muskeltonus zusammen. Typische Folgen persistierender TLR: Fehlhaltungen mit muskulärer Dysbalance Hypertonus (erhöhter Muskeltonus): z. B. Vermehrtes Gehen auf den Zehen, Hochziehen der Arme bei starken Emotionen Hypotonus (erniedrigter Tonus): beim Lesen gepresste Sitzhaltung, abfallender Kopf, Kopfstützen, rundes Kreuz, Halsüberstreckung, Schulter- und Rumpffehlstellung Eingeschränkte Atmung, schlechtere Sauerstoffversorgung des Gehirns → Konzentrationsschwäche Instabile Körperhaltung beim Lesen oder Abschreiben, Erschöpfung im Unterricht, Unruhe, Bewegungsdrang, instabiles Sitzen Häufiges „Wippen“ auf Stühlen, Sitzen auf den Fersen oder auf dem Stuhlrand Asymmetrisch-tonischer Nackenreflex (ATNR) Der ATNR aktiviert sich, wenn der Kopf zur Seite gedreht wird – auf der gegenüberliegenden Seite beugt sich Arm und Bein, auf der anderen Seite streckt es sich („Speerstellung“). Bei persistierendem ATNR agiert der Körper wie geteilt in zwei Hälften – rechts und links –, mit minimaler Zusammenarbeit. Querbewegungen über die Körpermitte fallen schwer. Ein Kind mit ATNR würde z. B. beim Ablegen eines Spielzeugs von der rechen Hand auf die linke Tischseite das Spielzeug zur Körpermitte führen, die Hände wechseln und dann mit der anderen Hand positionieren – anstatt direkt über die Mitte. Solche Kinder neigen dazu, nicht zu kriechen oder zu robben – wesentliche Bewegungen für Hand-Augen-Koordination und die vestibuläre Integration. Robben fördert auch die Myelinisierung des Corpus callosum und die interhemisphärische Zusammenarbeit. Typische Folgen persistierender ATNR: Probleme, die Körpermitte zu überqueren (z. B. Schreib- und Malbewegungen) Knapper, krampfhafter Stifthalt – feinmotorische Beanspruchung Augen­bewegungsinstabilität: Schwierigkeiten beim horizontalen Zeilenverfolgen → Leseschwierigkeiten Überspringen anderer Entwicklungsstadien (z. B. Krabbeln, Robben) Moro-Reflex Der Moro- bzw. Umklammerungsreflex unterstützt im Uterus die Entwicklung der Atemreflexe, erleichtert die erste Atmung und reagiert auf drohendes Ersticken. Reiz wird doch Geräusche, Licht oder plötzliche Kopfbewegung ausgelöst – Kind schreckt, streckt sich und schreit, um die Aufmerksamkeit von Betreuenden zu wecken. Physiologisch sollte dieser Reflex zwischen dem 2. und 4. Lebensmonat gehemmt und durch den fortgeschritteneren Sturzreflex (Strauss-Reflex) ersetzt werden. Bei persistierendem Moro-Reflex reagiert das Kind überempfindlich auf Reize, bleibt in ständiger Alarmbereitschaft. Jeder Überraschungsreiz aktiviert den Moro-Reflex, verbunden mit Adrenalin- und Kortisolproduktion („Stresshormone“). Adrenalin fördert übermäßige Aktivität, Aggression, Kontrollbedürfnis. Kortisol reguliert den Blutzucker – ein niedriger Blutzuckerspiegel kann irrationales Verhalten auslösen. Typische Symptome persistierenden Moro-Reflexes: Überempfindlichkeit auf Geräusche, Licht, Berührung, Bewegung Hyperreagibilität, Panikreaktion Schwierigkeiten beim Anpassen an Veränderungen (neues Umfeld, Regeln) Geringe Frustrationstoleranz, impulsives Verhalten, starke Emotionen Unruhige Augenbewegungen – verfolgt alles im peripheren Sichtfeld Häufiges Abschweifen der Aufmerksamkeit – „sinnesintegrative Dysregulation“ Schlafstörungen oder nächtliches Aufwachen Reizüberflutung im Klassenzimmer – Kinder wirken erschöpft oder reizüberempfindlich Was ist Neuro-entwicklungsstimulation (NDS)? Neuro-entwicklungs­stimulation (Neuro-Developmental Stimulation) ist ein ganzheitliches Konzept, das verschiedene Ansätze kombiniert: Zielgerichtete Hemmung primärer Reflexe  (u. a. TLR, ATNR, Moro) Förderung sensorischer Integration  (Gleichgewicht, Berührung, Hören) Stärkung von Teilfunktionen  (visuelle/auditive Wahrnehmung, Serialität, intermodale Verarbeitung) Einbindung physiotherapeutischer und entwicklungsorientierter Bewegungsübungen Zusammenarbeit mit Optometristen oder Augenärzten bei Bedarf Das Programm orientiert sich an der natürlichen Entwicklungsreihenfolge (kraniokaudal – von Kopf zu Fuß). Die Basis bilden einfache, reflexähnliche Bewegungsübungen, die dem Gehirn eine zweite Chance geben, Körperkontrolle korrekt zu entwickeln. Anwendungsformen: Einzeltherapie:  alle 6–8 Wochen – Eltern lernen Übungen, die täglich zu Hause durchgeführt werden Gruppenform:  ideal für Kitas und Schulanfängerklasse – Übungen sind leicht im Alltag integrierbar, inklusiv für alle Kinder Vorteile: Fördert Haltung, Aufmerksamkeit, Ausdauer Stärkt das tiefe stabilisierende Muskelnetzwerk der Wirbelsäule Funktioniert präventiv – ganze Gruppen nehmen teil, ohne Kinder auszugrenzen Hilft auch Kindern, deren Probleme zunächst unbemerkt bleiben NDS als Werkzeug für inklusive Bildung Inklusive Bildung basiert auf dem Prinzip, dass alle Kinder – unabhängig von ihren Startbedingungen – das Recht auf gemeinsames Lernen im wohnortnahen Schulumfeld haben. Neuro-entwicklungs­stimulation bietet ein konkretes Mittel, inklusives Lernen zu stärken, indem Grundlagen für schulisches Lernen und soziales Verhalten geschaffen werden. Sie vermindert die Zahl der Kinder, die spezielle Fördermaßnahmen benötigen, integriert alle Schülerinnen und Schüler, stärkt ihr Selbstvertrauen und verbessert das Lernklima in der Klasse. Autor: PhDr. Marja Voleman, PhD. Datum: 7. 7. 2025 Quelle: VOLEMANOVÁ, M. (2017) Neuro-vývojová stimulace ve školní praxi jako nástroj k inkluzi. Integrace a inkluze ve školní praxi, ročník IV, číslo 9, květen 2017. ISSN 2336-1212

  • Unterstützung der Entwicklung von Kleinkindern

    Die grundlegende Notwendigkeit für Kleinkinder ist ausreichend Bewegung. Der Grund ist einfach: Bewegung liefert wichtige Impulse für ihr sich noch intensiv entwickelndes Gehirn. Die deutsche Autorin Doro Kammerer, bekannt als Herausgeberin von Die ersten drei Lebensjahre , betont: „Bewegungserlebnisse bilden für das Kleinkind die wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung von Intelligenz. Bewegungsfähigkeiten, die dem Alter entsprechen, sind der Kern des kindlichen Selbstbewusstseins und sozialen Ansehens. Abgesehen davon, dass eine gute Bewegungsfähigkeit auch eine Lebensversicherung gegen verschiedene Gefahren im Alltag darstellt.“ ​ Ein Kleinkind spielt gerne. Vielleicht fordert es Sie mit seinem Juchzen und seiner Begeisterung zu ausgelassenerem Spiel auf, als gesund ist. Hochwerfen in die Luft, begleitet von übermäßigem Schütteln, Vibrationen und starkem Zurückbeugen des Kopfes, ist nicht gesund – besonders nicht für Kinder mit verzögerter motorischer Entwicklung oder Hypotonie (niedrigem Muskeltonus). Achten Sie auch auf die empfindlichen Gelenke der Arme – vom Handgelenk bis zum Schultergelenk. Werden sie plötzlich mit dem gesamten Körpergewicht des Kindes belastet, etwa wenn Sie es nur an einem Arm halten und sich mit ihm um die eigene Achse drehen, oder es nur an einer Hand hochheben, kann es zu einer Ausrenkung oder zu Bänderrissen kommen. Halten Sie das Kind daher immer unter den Achseln fest. Ein Kleinkind ist ein neugieriges Wesen. Versuchen Sie jedoch, es nicht zu überfordern. Es liebt seine vertraute Umgebung, seine Ruhe und seinen Rhythmus – einen sicheren Rückzugsort vor der Welt in Form eines gemütlichen Zuhauses mit Mama und Papa. Es ist nicht nötig, ein ganztägiges Unterhaltungsprogramm zu erfinden. Gehen Sie spazieren, auf den Spielplatz, in den Wald, zu Freunden oder zur Oma – aber lassen Sie auch Raum für gemeinsame Spielmomente zu Hause. Zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr sind Spiele mit Wasser, Matsch und Sand besonders beliebt. Das Kind steckt gerne Dinge ineinander – Bauklötze, Schachteln. Es fühlt sich zu Spielzeugen hingezogen, die Geräusche machen. Mit der Entwicklung des Gehens kann es mit Gegenständen spielen, die man an einer Schnur hinter sich herziehen kann. Versteckspiele – ob wir uns selbst, das Kind oder ein Spielzeug verstecken – lieben Kinder wegen des Moments der Spannung, des Geheimnisvollen und des Siegesgefühls beim Finden. Es sucht nach Klettergerüsten, auf die es klettern, rutschen oder sich schaukeln kann. Auch Fangspiele kann man mit einem Kleinkind spielen – oder mit einem gelangweilten Teenager. Ein Kleinkind kann jedoch noch nicht abrupt stoppen oder Entfernungen gut einschätzen. Achten Sie daher darauf, dass es nicht gegen ein Hindernis läuft. ​ Unterstützung der Entwicklung von Kleinkindern: 1–2 Jahre 2–3 Jahre 1–2 Jahre Ein Kind am Anfang dieses Zeitraums krabbelt vielleicht noch oder beginnt gerade zu laufen. Auch wenn es bereits laufen kann, ist das Krabbeln nach wie vor eine ausgezeichnete Aktivität zur Förderung der Körperwahrnehmung, zur Stärkung der tiefen Rumpfmuskulatur, zur Koordination der Bewegungen, zur Verbesserung der Zusammenarbeit der Gehirnhälften und zur Hand-Auge-Koordination. Benennen Sie alles, was Sie tun, und alles, worauf das Kind zeigt. Singen Sie viel, sprechen Sie Reime. Das gemeinsame Betrachten eines Pappbilderbuchs mit der Mama ist eine beliebte Aktivität zur Beruhigung. Versteckspiele sind sehr beliebt – Menschen oder Gegenstände können sich verstecken. Kleinkinder bauen gerne Verstecke oder Häuschen. Es reicht, eine Decke über einen Stuhl oder Tisch zu werfen, und schon ist ein gemütliches Häuschen geschaffen – ein sicherer Ort für ruhiges Spielen. Ballspiele sind immer gut. Versuchen Sie, mit einem weichen Ball leere PET-Flaschen umzuwerfen oder setzen Sie sich auf den Boden gegenüber und rollen Sie den Ball einander zu. Auch Spiele auf einem großen Gymnastikball sind beliebt. Für die Feinmotorik eignen sich verschiedene Puzzles, Spielzeuge, die in Kisten gelegt werden können, große Perlen zum Auffädeln usw. Versuchen Sie ein Spiel, bei dem Gegenstände weitergegeben werden, Bauklötze gestapelt, einfache Puzzles gelöst oder leere Toilettenpapierrollen auf ein Springseil gefädelt oder Gegenstände in eine Schachtel gesteckt und wieder herausgeholt werden. ​ Aktivität: Hindernisparcours  – Stellen Sie Gegenstände aus verschiedenen Materialien zusammen, die Hindernisse darstellen: Kissen, kleine Hocker, Tische zum Durchkriechen, Tunnel zum Durchkrabbeln, Wippen für das Gleichgewicht, Rutschen usw. Hindernisse können auch die Beine von Mama oder Papa sein, die auf dem Boden liegen. Dieses Spiel funktioniert am besten barfuß! Aktivität: Auf den Boden mit Kreide malen  – das ist wunderbar. Für Mama am besten draußen. ​ ​ 2–3 Jahre Zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr sind „So-tun-als-ob“-Spiele sehr beliebt – vielleicht wird ein Karton zu einem Haus und Bauklötze zu Autos. Das Kleinkind wird motorisch immer geschickter. Es beginnt, auf einem Rutschauto zu fahren, kann rückwärts gehen und hält für kurze Zeit das Gleichgewicht auf einem Bein. Versuchen Sie, wie ein „Storch“ zu stehen, wie ein Frosch zu hüpfen, auf Zehenspitzen zu gehen oder „Äpfel vom Baum zu pflücken“. Die aufrechte Haltung können Sie üben, indem Sie dem Kind ein kleines Säckchen mit Reis oder ein Plüschtier auf den Kopf legen. Allmählich kann es so auch kleinere Hindernisse überwinden. Beim Spaziergang versuchen Sie, auf Bordsteinen, Bänken oder auf einem gezeichneten oder anderweitig markierten Zickzackweg zu laufen, auch rückwärts zu gehen. Haben Sie zu Hause einen kleinen Fußballer oder Basketballspieler? Dann spielen Sie gemeinsam Ball – werfen oder kicken. Hindernisparcours werden noch lange beliebt und sehr nützlich bleiben. 😊 Die Feinmotorik verbessert sich – Sie können nun (zunächst große) Perlen auffädeln, Knöpfe an Schnüre binden, Papier kleben, auf großen Bögen malen. Haben Sie schon Fingermalfarben ausprobiert? Kinder lieben es, auf ihren Körper zu malen – das ist ein unglaubliches Erlebnis für alle Sinne! Achten Sie aber darauf, welche Farben Sie verwenden! :-) Die Spiralbewegung des Handgelenks wird durch das Spielen mit ineinander steckbaren Puppen oder Tieren (z. B. Matroschkas) oder durch das Öffnen und Schließen von Schraubdeckeln unterstützt. Auch Klangspielzeuge haben oft Drehknöpfe. Versuchen Sie, Spielzeuge nach Farben, Arten, Größen oder Materialien zu sortieren. Benennen Sie dabei die Farben oder das Sortierkriterium (z. B. „Die Autos kommen hierhin, die weichen Kuscheltiere dorthin.“) Spiele zur Selbstwahrnehmung sind in diesem Alter sehr geeignet. Eine ordentliche Kitzelrunde reicht schon! Spiele mit Händen und Füßen sind zum Beispiel: „Backe, backe Kuchen“, „Kleine Maus kocht Brei“, „Sie krabbelt die Leiter hoch“, „Schmiede, schmiede Schmiedchen“, „Wenn ich groß bin…“ Mit älteren Kleinkindern können Sie auch bestimmte Körperteile leicht kitzeln oder ein einfaches Bild auf den Rücken „zeichnen“, das sie erraten sollen. Das Gehör können Sie trainieren, indem Sie verschiedene Materialien (z. B. Erbsen, Zucker, Münzen, Papier, Wasser…) in jeweils eine Plastikdose geben und das Kind nach dem Schütteln raten lassen, was es war. Musikalische Spielzeuge helfen beim Erkennen von Tönen, Tonlängen und beim Rhythmusgefühl. Versuchen Sie, gemeinsam im Rhythmus zu gehen oder zu hüpfen. Das Kind kann den Rhythmus auch selbst mit Trommeln (Topfdeckel), Glöckchen oder Klatschen nachmachen. Rollenspiele sind wunderbar: spielen Sie „Mutter und Vater“, „Kochen“, „Einkaufen“, „Handwerk“, „Krankenhaus“, „Schule“ oder „Restaurant“… ​ Aktivität: Spiegelspiel.  Das Kind beobachtet Sie und ahmt Ihre Bewegungen, Grimassen oder Gesten nach – wie im Spiegel. Aktivität: Radrennen.  Legen Sie sich mit dem Kind auf den Rücken, sodass sich Ihre Fußsohlen berühren. Bewegen Sie die Beine, als ob Sie Fahrrad fahren. Beschleunigen Sie, wenn es „bergab“ geht, und verlangsamen Sie, wenn Sie „einen großen Berg erklimmen“. Aktivität: Ball auf dem Schal.  Nehmen Sie ein großes Tuch oder einen Schal – Sie halten zwei Ecken, das Kind die anderen beiden. Legen Sie einen Ball in die Mitte und rollen Sie ihn vorsichtig zwischen sich hin und her. Achten Sie darauf, dass der Ball nicht herausspringt! Autorin des Artikels: PhDr. Marja Voleman, PhD. 27. April 2022 Deutsche Übersetzung: 7.7.2025 Hauptquellen: Kleplová, Věra; Pilná, Dobromila (2006). Našemu sluníčku, buď fit od narození po školu. Olomouc, Anag, 2006. ISBN 80-7263-357-0 Lazzari, Simona (2013). Vývoj dítěte v 1.-3. roce. Praha: Grada, 2013. ISBN 978-80-3734-8

  • Unterstützung der Entwicklung von Vorschulkindern

    Im Vorschulalter zeigen Kinder großes Interesse an körperlichen und geistigen Aktivitäten. Sie sind neugierig auf ihre Umgebung und stellen viele Fragen: „Warum?“, „Wo?“, „Was?“, „Wie?“  Gleichzeitig brauchen sie in dieser Phase besonders viel Struktur, familiäre Rituale, ruhige Führung und ein stabiles Umfeld – sowohl zu Hause als auch in der Kindertagesstätte. Diese Zeit kann man als eine Art „unbeschwerte Kindheit“ bezeichnen: noch ohne Pflichten und Aufgaben, mit viel Raum zum Spielen. Durch Spiele entwickeln sich jedoch Fähigkeiten, die später in der Schule für Lesen, Schreiben und Rechnen wichtig sind. Zu den zentralen Bereichen gehören Sprache, visuelles und auditives Wahrnehmen, räumliches Verständnis, grafomotorische Fertigkeiten und Grundvorstellungen von Mathematik. ​ Unterstützung nach Altersgruppen Kinder im Alter von 3–4 Jahren Kinder im Alter von 4–5 Jahren Kinder im Alter von 5–6 Jahren ​ 3–4 Jahre Motorik- Grobmotorik ist die Grundlage für die Entwicklung der Feinmotorik. Fördern Sie daher möglichst viele körperliche Aktivitäten bei Ihrem Kind: Laufen, Hüpfen, Klettern, Übersteigen, Unterkriechen, Werfen, Balancieren oder Schaukeln – all das hat einen positiven Einfluss auf die Entwicklung Ihres Kindes. Wenn Sie Spaß an Eltern-Kind-Turnen haben, nutzen Sie diese Möglichkeit. Wenn Sie hingegen keine organisierten Kurse mögen, gehen Sie mit Ihrem Kind raus, auf den Spielplatz, spielen Sie Fangspiele oder Verstecken und ermutigen Sie es, Klettergerüste auszuprobieren und keine Angst davor zu haben. ​ Die Feinmotorik verbessert sich, wenn das Kind im Alltag mithelfen darf  – bei alltäglichen Tätigkeiten und bei der Selbstversorgung. Weihnachtsplätzchen backt man am besten gemeinsam! Ermutigen Sie Ihr Kind, sich selbst die Zähne zu putzen (Sie können danach nachputzen), sich zu kämmen oder selbstständig anzuziehen. Reißverschlüsse und Knöpfe sind eine hervorragende Übung für die Feinmotorik. ​ Probieren Sie verschiedene handwerkliche Tätigkeiten aus  – Schneiden (zuerst einfache Streifen, später größere Flächen), Kleben, Perlen auffädeln, Modellieren, Papier zerknüllen, aber auch Sägen, Schrauben, Hämmern oder Muttern aufdrehen. ​ Das Spielen mit Sand im Sandkasten lässt sich zu Hause durch ein Tablett mit Mehl oder Grieß ersetzen. In diese Materialien kann man gemeinsam Linien zeichnen und somit die Stiftführung üben. Auch kinetischer Sand ist eine tolle Beschäftigung – macht Kindern Spaß und stärkt gleichzeitig die Hände. Aus Sand lassen sich schöne Formen und Burgen bauen. ​ Das Ertasten verschiedener Materialien  – das bewusste Berühren und Unterscheiden von Oberflächen – fördert den Tastsinn. Dafür eignen sich Schüsseln mit Hülsenfrüchten, Nudeln, kleinen Steinen, Perlen oder Grieß. Später können Sie das Ertasten ohne Sicht ausprobieren – zum Beispiel mit einem selbstgemachten „Fühl-Memory“. Legen Sie drei oder vier Paare gleicher Gegenstände (z. B. Bälle, Steine, Autos) unter ein Tuch. Das Kind soll nur durch Tasten die Paare zusammenfinden. Auch einfache Gesellschaftsspiele wie Memory, Lotto oder Domino können Sie bereits einführen. ​ Um das dritte Lebensjahr herum sollte sich der sogenannte Dreipunktgriff entwickeln. Das bedeutet, dass der Stift auf dem letzten Glied des Mittelfingers liegt und von den Fingerkuppen von Daumen und Zeigefinger gehalten wird. Die Hand ist locker, der Stift wird nicht krampfhaft gehalten, der Zeigefinger ist nicht überstreckt. Der Stift ragt leicht über die Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger hinaus. Kleiner Finger und Ringfinger sind entspannt zur Faust gebeugt. ​ Zwingen Sie Ihr Kind nicht zum Zeichnen , sondern geben Sie ihm die Möglichkeit, kreativ tätig zu sein – am besten auf einer großen Fläche. Sie können draußen mit Kreide auf dem Gehweg malen oder mit Fingerfarben auf einem großen Blatt Papier. Es ist in diesem Alter noch ganz normal, wenn Kinder beim Zeichnen zwischen rechter und linker Hand wechseln. Lassen Sie Ihr Kind selbst entscheiden, welche Hand es bevorzugt – das wird sich mit der Zeit festigen. Wenn Ihr Kind bereits viel und gern zeichnet, achten Sie darauf, ob es den Stift richtig hält. ​ Visuelle Wahrnehmung Ein dreijähriges Kind sollte in der Lage sein, gleiche Farben einander zuzuordnen. Benennen Sie Farben häufig, während das Kind spielt. Wenn Sie zum Beispiel Perlen auffädeln, lassen Sie das Kind zuerst alle blauen Perlen heraussuchen, dann die gelben, und so weiter. Benennen Sie dabei, was Sie tun: „Jetzt fädeln wir eine gelbe Perle auf, …“. So lernt das Kind nach und nach, auf eine benannte Farbe zu zeigen, und im Alter von vier Jahren kann es in der Regel die Grundfarben selbstständig benennen. ​ Schauen Sie sich gemeinsam viele Bilderbücher an. Je komplexer ein Bild mit vielen Details ist, desto schwieriger ist es für ein kleines Kind, sich darin zurechtzufinden. Zu viele Reize können das Kind überfordern – es kann die einzelnen Objekte nicht klar erkennen oder sie verschwimmen zu einem Ganzen. Ähnlich verhält es sich mit einer übermäßigen Anzahl an Spielsachen oder einer zu bunten Umgebung. Greifen Sie daher besser zu Büchern mit einfachen Illustrationen und gewöhnen Sie Ihr Kind daran, Spielsachen nach dem Spielen wieder aufzuräumen. Wenn Sie zusammen ein Buch anschauen, versuchen Sie, das Kind zu leiten: „Wo ist der Hund? Zeig mir, wo er im Bild ist.“ Wenn ihr das Buch zur Seite legt, fragen Sie: „Was hast du auf dem Bild gesehen?“ – das fördert das visuelle Gedächtnis. Für das Verständnis von Teil-Ganzes-Beziehungen eignen sich hervorragend: Puzzle (mit wenigen Teilen), Bauklötze oder einfache Steckspiele. ​ Raumwahrnehmung Für die Raumwahrnehmung, das Erkennen von Richtungen und das Abschätzen von Entfernungen ist Bewegung für das Kind von großer Bedeutung. Auch das Spielen mit Bauklötzen oder Konstruktionsspielzeug unterstützt die räumliche Vorstellungskraft. Verwenden Sie im Alltag häufig Begriffe wie oben  und unten  („Was ist oben auf dem Bild?“ oder am Körper „Oben ist unser Kopf mit den Haaren, unten sind unsere Beine...“) und auch Präpositionen wie auf , in , unter  („Leg das Buch auf das Regal“, „Tu das Spielzeug in die Kiste“). Zeitwahrnehmung Das Wahrnehmen von Zeit und das Erkennen von zeitlichen Abläufen ist wichtig, damit das Kind versteht, dass jede Tätigkeit ihre Zeit und ihren Platz im Tagesablauf hat – morgens stehen wir auf, ziehen uns an, frühstücken, putzen uns die Zähne und gehen in den Kindergarten (oder spielen zu Hause weiter).Ein regelmäßiger Tagesrhythmus hilft dem Kind, eine Struktur zu entwickeln und vermittelt ihm Sicherheit. Das Verständnis für zeitliche Abläufe fördern wir, indem wir gemeinsam Handlungen beobachten und benennen.Sprechen Sie darüber, was zuerst passiert ist und was danach, was wir zuerst tun müssen und was anschließend kommt („Zuerst ziehen wir die Socken an, dann die Schuhe…“, „Zuerst waschen wir das Gemüse, dann kochen wir es...“). Nutzen Sie Spaziergänge, um mit dem Kind die Natur zu beobachten.Beobachten Sie gemeinsam Tiere – das Jungtier und das Elterntier – und benennen Sie den Ablauf:„Zuerst wurde ein kleines Hündchen geboren, und daraus wurde später ein Hund.“Oder bei Pflanzen:„Zuerst war da eine Knospe, dann ist eine Blume aufgeblüht, und später sind daraus kleine Äpfel geworden.“ ​ Sprache Zwischen eineinhalb und zwei Jahren befindet sich das Kind in der sogenannten ersten Fragephase  („Wer ist das?“, „Was ist das?“).Jetzt befindet es sich in der zweiten Fragephase : „Warum?“, „Wann?“.Für die Sprach- und Denkentwicklung ist es grundsätzlich sehr wichtig, geduldig auf alle Fragen des Kindes zu antworten. Ein Kind im Alter von drei bis vier Jahren sollte in der Lage sein, in vollständigen Sätzen und auch zusammengesetzten Sätzen zu sprechen.Wiederholen Sie oft und benennen Sie Dinge und Tätigkeiten im Alltag. In diesem Alter zeigen Kinder oft Interesse an Bilderbüchern und kommentieren, was sie sehen.Nutzen Sie diese Neugier! Wenn das Kind zum Beispiel auf ein rotes Auto im Buch zeigt und sagt: „Auto“, dann können Sie antworten:„Ja, das ist ein Auto. Und das ist ein rotes Auto.“Das Kind wiederholt: „Rot.“Und Sie ergänzen: „Genau, rot. Und dein T-Shirt ist auch rot.“Oder fragen Sie: „Ja, ein Auto. Ist es rot oder blau?“ ​ Denken Sie daran, dass auch die Sprachentwicklung stark mit der Motorik zusammenhängt: Die Beweglichkeit der Zunge (z. B. Schmatzen, „Zunge raus wie ein Teufel“, Lippen ablecken), der Lippen (z. B. Lippen spitzen, einen Karpfen nachmachen – Mund zu einem Kreis formen, pfeifen, lächeln, prusten usw.) und des Kiefers (den Mund weit öffnen und schließen wie ein Löwe, wiederkäuen wie eine Kuh). Auch Atemübungen wie „in den Bauch atmen“ und das Nachahmen von Tiergeräuschen helfen. Probieren Sie zum Beispiel aus: Zischen wie eine Schlange, bzzzz  wie eine Biene, miau  wie eine Katze. ​ Auditive Wahrnehmung und Gedächtnis Für die Entwicklung der auditiven Wahrnehmung ist ab dem dritten Lebensjahr vor allem das regelmäßige Gespräch mit Erwachsenen, das Zuhören von Märchen, Singen, Reime und Gedichte besonders wichtig. Wichtig ist, eine Umgebung zu schaffen, die nicht mit akustischen Reizen überflutet ist (z. B. ständig laufendes Radio oder Fernseher). Wenn wir das Kind im aufmerksamen Zuhören schulen möchten, müssen wir ihm gute Bedingungen dafür bieten: Lesen Sie regelmäßig gemeinsam, schauen Sie sich gemeinsam Bilderbücher an und erzählen Sie darüber. Gleichzeitig fördern Sie so auch die Sprachentwicklung. Der Fernseher kann das gemeinsame Lesen nicht ersetzen – Kinder hören dabei oft nicht wirklich zu, sondern nehmen nur visuelle Reize auf. ​ Aktivität: Versuchen Sie gemeinsam dem „Stillen“ zu lauschen: dem Rauschen des Windes im Wald, Vogelgezwitscher, dem Rauschen der Heizung, dem Ticken einer Uhr oder einem Auto in der Ferne. Grundlegende mathematische Vorstellungen Zur Entwicklung mathematischer Vorstellungen tragen viele Teilleistungen bei – aus den Bereichen Motorik, visueller und auditiver Wahrnehmung, Zeitwahrnehmung und Sprache.Von geometrischen Formen erkennt das Kind meist den Kreis, manchmal auch ein Quadrat. Im Alter zwischen drei und vier Jahren sind zur Entwicklung von „Vorzahlvorstellungen“ vor allem handlungsbezogene Tätigkeiten in Kombination mit verbalen Reizen entscheidend.Zuerst lernt das Kind einfache Begriffe wie klein/groß , wenig/viel , alle .Später folgen Konzepte wie kurz/lang , schmal/breit , niedrig/hoch , leicht/schwer , gleich , größer/kleiner , kürzer/länger .Gegen Ende dieses Alterszeitraums verstehen manche Kinder bereits passiv auch Begriffe wie weniger/mehr , einige , keine .Diese Konzepte entwickeln sich am besten spielerisch: z. B. „Wir stellen das große Auto in die Garage“, „Wir fädeln die kleinen Perlen auf“, „Wir räumen alle Spielsachen auf“. Aus dem Bereich der Raumwahrnehmung sollten auch Begriffe wie oben , unten , tiefer , höher , vorn , hinten  geübt werden. Die Zahlenreihe wird spielerisch eingeführt – z. B. durch Reime („Eins, zwei, drei – ich bin dabei...“) oder im Alltag („Ich gebe dir zwei Löffel“, „Gib mir bitte drei Perlen“). Um ein Gefühl für gemeinsame Merkmale von Gegenständen zu entwickeln, können Sie mit dem Kind Dinge sortieren:Perlen nach Farben oder Größen, Bilder nach Kategorien (Möbel, Spielzeug…), Spielzeug nach Verwendungsort (für den Sandkasten, fürs Bett, für das Wasser), Besteck, Kleidung (nach Farbe oder Besitzer) usw. 4–5 Jahre Motorik Die grobmotorischen Fähigkeiten werden ähnlich wie in der vorherigen Entwicklungsphase gefördert – nur werden die Aktivitäten allmählich anspruchsvoller. Das Gleiche gilt für die Feinmotorik: Es wird mit immer kleineren Bauteilen, kleineren Perlen usw. gearbeitet. ​ Die meisten Kinder zeichnen in diesem Alter gern, und die Themenvielfalt ihrer Zeichnungen nimmt zu. Wenn ein Kind nach dem vierten Lebensjahr kein Interesse am Malen zeigt, ist es sinnvoll, ihm vermehrt und regelmäßig Aktivitäten anzubieten, die die Grob- und Feinmotorik fördern. Diese Aktivitäten sollten gemeinsam mit dem Kind durchgeführt werden, damit Sie es unterstützen, anleiten und auch kleine Fortschritte loben können. Verwenden Sie dicke oder dreieckige Buntstifte, Malsteine, dreieckige Wachsmalstifte oder auch Fingerfarben. ​ Versuchen Sie, die aktuellen Fähigkeiten Ihres Kindes richtig einzuschätzen, damit Sie Aufgaben wählen, die nur ein wenig schwieriger sind als das, was es bereits kann.Sind Aufgaben zu einfach, wird es sie nur mechanisch ausführen – ohne dass neues Lernen entsteht – oder sie werden langweilig.Zu schwierige Aufgaben hingegen, die das Kind aufgrund seines Entwicklungsstandes noch nicht bewältigen kann, entmutigen es und verstärken das Gefühl des Scheiterns.Achten Sie schon jetzt auf den richtigen Stiftgriff. ​ Visuelle Wahrnehmung Ein vierjähriges Kind sollte in der Lage sein, die Grundfarben selbstständig zu benennen. Zur Übung kann man Gegenstände nach Farben sortieren und dabei die Farben laut benennen. Nach und nach können auch weitere Farben eingeführt werden (z. B. Orange, Violett …). ​ Kinder schauen gern Bücher mit weniger detaillierten Bildern an. Es gilt weiterhin: Eine Reizüberflutung – sowohl durch überladene Bilder als auch durch eine übermäßige Anzahl an Spielsachen oder ein unruhiges Wohnumfeld – überfordert das Kind. Diese Reizfülle kann die Konzentration und die Fähigkeit zur gezielten Beobachtung einzelner Objekte beeinträchtigen und zu Unruhe und Verwirrung führen. ​ Tipp: Blättern Sie gemeinsam durch Bilderbücher und suchen Sie mit dem Kind einzelne Objekte – auch solche, die nur teilweise zu sehen sind. Das trainiert die visuelle Differenzierung und die Sprache. ​ Kinder unter fünf Jahren konzentrieren sich eher auf das Gesamtbild als auf Details.Deshalb werden z. B. Puzzles erst ab diesem Alter interessanter.Das Kind lernt allmählich, Unterschiede zu erkennen.Fördern Sie das Interesse daran, Unterschiede in Bildpaaren zu finden. Am Anfang sollten es Paare mit deutlich sichtbaren Unterschieden sein. Das visuelle Gedächtnis wird bei Kindern dieses Alters oft durch Spiele wie „Memory“ (Pexeso) geschult.Aber auch im Alltag lässt sich das visuelle Gedächtnis gut fördern:Sprechen Sie mit dem Kind darüber, was es auf einem Ausflug, im Zoo oder auf einem Bild gesehen hat.Gleichzeitig fördern Sie dabei auch die Sprachentwicklung. Raumwahrnehmung Für die Raumwahrnehmung ist Bewegung von großer Bedeutung, ebenso wie das Spielen mit Bauklötzen oder Steckbausteinen und das Benennen räumlicher Beziehungen (oben, unten …).Von den Begriffen zur Raumorientierung beherrschen Kinder in diesem Alter meist schon: oben/unten , niedrig/hoch , tiefer/höher  sowie Präpositionen wie auf , in  und an . Gefestigt werden Begriffe wie: vorne/hinten , erster/letzter  sowie Präpositionen wie vor/hinter , über/unter , neben , zwischen .Langsam beginnen sich auch Konzepte wie in der Mitte , mittlerer , vorletzter , links  und rechts  zu entwickeln. Tipp: Benennen Sie räumliche Beziehungen bei alltäglichen Handlungen:„Jetzt kommt der rechte Fuß, dann der linke.“„ Wir legen den Apfel auf  den Tisch .“„ Das Buch liegt neben  dem Tisch.“ Zeitwahrnehmung Ein gutes Zeitgefühl entwickelt sich vor allem durch einen regelmäßig strukturierten Tagesablauf. So erkennt das Kind, dass jede Aktivität ihre Zeit und ihren Platz im Tagesgeschehen hat.Zwischen dem vierten und fünften Lebensjahr kann das Kind typische Tagesaktivitäten bestimmten Tageszeiten zuordnen (z. B. morgens – frühstücken ) und beginnt, Abläufe zu benennen  und ihre Reihenfolge bewusst wahrzunehmen . Sprechen Sie mit dem Kind darüber, was zuerst und was später geschieht , oder was man vor einer Handlung tun muss, bevor etwas anderes folgen kann :„Zuerst ziehen wir die Socken an, dann die Schuhe.“„Erst waschen wir das Gemüse, dann kochen wir es.“ ​ Tipp:  Nutzen Sie Bilderbücher oder Bildkarten mit typischen Aktivitäten für Morgen , Mittag  und Abend . Oder beobachten Sie gemeinsam die Natur: „Im Frühling blüht der Baum, und im Sommer reifen die Früchte.“ Sprache Zwischen dem vierten und fünften Lebensjahr sollte das Kind in ausgebauten Sätzen und Satzgefügen sprechen. Es sollte Verben konjugieren und deklinieren können.Der Wortschatz ist bereits so umfassend, dass das Kind spontan kommunizieren, Erlebnisse schildern, Gefühle ausdrücken und zusammenhängend nach Bildern erzählen kann. Es beginnt mit dem Gebrauch von Oberbegriffen (z. B. Tiere, Fahrzeuge) und Gegensätzen. Tipp:  Fördern Sie den Gebrauch von Diminutiven  (Haus – Häuschen), von Steigerungen  (klein – kleiner – am kleinsten) und von Antonymen  (klein – groß, größer – kleiner). Die Aussprache verbessert sich in diesem Alter deutlich.Ein eventuelles Lispeln oder Lautersetzungen sind zwar noch im Normbereich, dennoch kann es hilfreich sein, eine logopädische Fachperson zu konsultieren, ob bereits eine Sprachtherapie angezeigt ist oder ob man dem Kind noch Zeit zur natürlichen Reifung lassen kann.Bei deutlich verzögerter Sprachentwicklung oder stärkerer Aussprachestörung ist eine frühere logopädische Unterstützung auf jeden Fall sinnvoll. Auditive Wahrnehmung Für die Entwicklung des Hörvermögens ist der regelmäßige sprachliche Kontakt mit Erwachsenen besonders wichtig – gemeinsames Erzählen, Vorlesen von Märchen, Singen, Reime, Gedichte und rhythmische Übungen fördern das differenzierte Hören. Ein Kind in diesem Alter kann bereits einer längeren Geschichte aufmerksam zuhören, wichtig ist jedoch ein akustisch reizarmes Umfeld ohne ständige Hintergrundgeräusche (Radio, Fernseher etc.). ​ Tipp:  Üben Sie die Lokalisation und Unterscheidung von Geräuschen  – das Kind sitzt mit verbundenen Augen in der Mitte eines Kreises. Ein Elternteil, Geschwisterkind oder Freund macht ein Geräusch: z. B. raschelt mit Papier , läutet mit einem Glöckchen  oder klopft mit Bauklötzen . Das Kind soll erkennen, aus welcher Richtung  das Geräusch kommt und worum es sich handelt . Später können Sie musikalische Instrumente erraten lassen  oder Anzahlen von Geräuschen identifizieren : Spielen Sie z. B. 1–3 gleichmäßige Töne auf einem Instrument, und das Kind legt pro Ton einen Baustein vor sich hin. ​ Mathematische Grundvorstellungen Eine der wichtigsten Voraussetzungen für das mathematische Denken ist nach wie vor das manipulative Spielen mit Objekten in Verbindung mit Sprache. Kinder in diesem Alter verstehen bereits passiv (viele auch aktiv) Begriffe wie:klein/groß, wenig/viel, alle, kurz/lang, schmal/breit, niedrig/hoch, leer/voll, leicht/schwer, gleich, kleiner/größer, kürzer/länger, tiefer/höher. Auch Begriffe wie weniger, mehr, einige, keine werden nun gefestigt.Aus dem Bereich der Raumorientierung sind Begriffe wie oben/unten, tiefer/höher, vorn/hinten, erster/letzter bereits bekannt, etwa ab dem fünften Lebensjahr können Sie links/rechts und in der Mitte ergänzen. Aus der Geometrie erkennt das Kind bereits Kreis und Quadrat, beginnt aber auch, Dreiecke zu erkennen. Tipp:  Lassen Sie das Kind Gegenstände nach mindestens drei Größen  sortieren – z. B. klein , mittel , groß  oder kleinster , größter  –, um das Verständnis dieser Begriffe zu vertiefen. 5-6 Jahre Motorik Die Unterstützung der motorischen Entwicklung bleibt auch in diesem Alter entscheidend.Ab etwa fünf Jahren kann das Kind gut werfen und einen Ball fangen – jetzt können Sie Spiele einführen wie: Zielwerfen  (Bälle in eine Kiste werfen, Knöpfe in eine Schale, Ringe auf einen Stab). Auch das Balancieren auf einem Bordstein  beim Spaziergang ist eine hervorragende Übung. Die Feinmotorik  wird durch das Spielen mit immer kleineren Bausteinen  oder Perlen  gefördert.Probieren Sie gemeinsam verschiedene handwerkliche Tätigkeiten  aus: z. B. große Knöpfe annähen , Stoff oder Papier mit einer stumpfen Nadel durchstechen , Ketten aus Büroklammern basteln  oder Wollknäuel aufwickeln . Tipp:  Verwenden Sie Reime zur Fingerkoordination: z. B. „ mit den Fingern klatschen “ – Daumen gegen Zeigefinger, dann gegen Mittelfinger usw. Oder das Spiel „ Es regnet “ – zuerst tippt nur der Zeigefinger auf den Tisch, dann Zeige- und Mittelfinger abwechselnd, dann drei Finger usw. Auch Übungen wie Kreisen mit dem Handgelenk , Salzstreuen mit drei Fingern  usw. sind hilfreich. Etwa ab dem fünften Lebensjahr  sind einfache grafomotorische Übungen  sinnvoll.Die Stifthaltung  sollte jetzt der Dreipunktgriff  sein: Der Stift liegt auf dem letzten Glied des Mittelfingers, von oben wird er mit dem Ballen von Daumen und Zeigefinger  geführt.Die Hand ist locker , der Zeigefinger nicht überstreckt , der Stift liegt über der Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger. Ringfinger und kleiner Finger sind locker in der Handfläche  gebogen. Ein Vorschulkind, dessen Entwicklung unauffällig verläuft, sucht von sich aus Aktivitäten wie Malen oder Zeichnen.Wenn sich das Kind diesen Tätigkeiten jedoch eher entzieht, kann ein verzögerter grafomotorischer Entwicklungsstand die Ursache sein.Ohne gezielte Förderung verstärken sich die Unterschiede zu Gleichaltrigen oft. In diesem Fall sollte frühzeitig eine fachliche Beratung eingeholt werden. Zu Hause sollten Sie sich vor allem auf die grobe und feine Motorik konzentrieren – diese sind die Grundlage für grafomotorische Fertigkeiten.Lassen Sie das Kind idealerweise auf dem Boden zeichnen (auf einem großen Papier oder mit Kreide auf dem Gehweg), im Vierfüßlerstand – so lässt sich die Schulter besser entspannen. Tipp:  Im Sommer ist Kreidemalen im Freien  ideal.Malen Sie Bilder auf den Gehweg  oder zeichnen Sie ein Hüpfspiel (Himmel und Hölle)  und springen Sie gemeinsam darüber. Visuelle Wahrnehmung Mit fünf Jahren kann ein Kind Grundfarben benennen und beginnt zusätzlich, weitere Farben passiv zu unterscheiden. Es lernt auch Farbnuancen zu erkennen, z. B. hellblau, dunkelblau usw. In diesem Alter versteht es bereits Symbole in Form von Bildern und kann sich auch in komplexeren Abbildungen orientieren. Es ist weiterhin sinnvoll, Bilderbücher gemeinsam anzuschauen und einzelne Objekte zu suchen und zu benennen. Nun kann man sich auch auf kleinere oder teilweise verdeckte Objekte konzentrieren.Aktivitäten wie das Nachzeichnen von Bildern, die mit einem Gittermuster oder einer Grafik überdeckt sind, fördern gezielt die visuelle Differenzierung. In diesem Alter kann man auch gut „Schule spielen“ und Arbeitsblätter einsetzen:Suchen Sie Aufgaben, bei denen das Kind eine Form finden muss, die sich von den anderen unterscheidet, oder wo Schattenbilder oder Umrisse zugeordnet werden.Auch Kinderzeitschriften für Vorschulkinder enthalten oft tolle Ideen, wie z. B. das Spiel „Finde die zehn Unterschiede“. Tipp:  Legen Sie gelegentlich Puzzle oder Mosaike  zusammen.Die visuelle Merkfähigkeit  fördern Sie zusätzlich durch gemeinsames Memory spielen . Beim Blättern in einem Buch blättert man von vorne nach hinten. Die Abfolge der Bilder – und später der Buchstaben – folgt der Richtung von links nach rechts.Achten Sie also beim Benennen von Bildern darauf, dass Sie diese in Leserichtung benennen . Im Vorschulalter können Sie auch Arbeitsblätter einsetzen, die gezielt die Blicksteuerung trainieren. ​ Raumwahrnehmung Für die Raumwahrnehmung – also das Verstehen von Richtungen und Entfernungen  – ist Bewegung entscheidend: auf dem Spielplatz, bei Spaziergängen oder Bewegungsspielen. Ihr Kind sollte nun Begriffe wie oben/unten , niedrig/hoch , weiter vorne/hinten , erster/letzter  sowie Präpositionen  wie auf, in, über, unter, vor, hinter, neben, zwischen  sicher anwenden können. Auch rechts/links , gleich davor/dahinter  und rechts oben/links unten  gehören nun zum Wortschatz. ​ Tipp:  Zeichnen Sie ein Haus mit neun Fenstern  (drei pro Etage). In jedem Fenster „wohnt“ ein Tier. Fragen Sie:– „Wer wohnt rechts oben ?“– „Wer wohnt unten in der Mitte ?“So wird das Verständnis für räumliche Orientierung gezielt gefördert. ​ Tipp:  Spielen Sie das Spiel „Simon sagt“ (auf Deutsch: „Kommando Pimperle“)  – damit übt Ihr Kind wunderbar die Orientierung am eigenen Körper: „Simon sagt: Leg deine linke Hand auf das rechte Knie !“ Tipp:  Spielen Sie Schatzsuche mit verbundenen Augen : Geben Sie dem Kind Bewegungsanweisungen , z. B. „Geradeaus, nach rechts, nach vorne, dreh dich um, nach links …“ Zeitwahrnehmung Die Entwicklung eines Zeitgefühls unterstützen Sie am besten durch einen regelmäßigen Tagesablauf. So erkennt das Kind, dass jede Aktivität ihren festen Platz und ihre feste Zeit hat. Benennen Sie gemeinsam mit dem Kind Tageszeiten(z. B. „Am Nachmittag fahren wir zu Oma“),Wochentage(z. B. „Heute ist Sonntag, morgen – am Montag – gehst du wieder in den Kindergarten“)und auch Jahreszeiten(z. B. „Weißt du noch, wie schön die Tulpen im Frühling geblüht haben?“). Die meisten Vorschulkinder können bereits Wochenendtage von Werktagen unterscheiden.Begriffe wie gestern, heute und morgen kann das Kind mit konkreten Ereignissen verknüpfen. ​ Sprache Zwischen dem fünften und sechsten Lebensjahr sollte die Sprache in allen Bereichen gut entwickelt sein.Das Kind verwendet alle Wortarten und spricht grammatikalisch korrekt. Auch die Aussprache sollte richtig sein. Im Alter von fünf bis sieben Jahren wird eine leichte Lautbildungsstörung (z. B. fehlerhafte Laute) teilweise noch als verlängert physiologisch betrachtet.Auf Nachfrage kann das Kind seinen Vor- und Nachnamen, die Namen von Geschwistern, Freunden und Eltern, sowie sein Alter und seine Adresse nennen. ​ Tipp: Spielen Sie mit dem Kind Sprachspiele : Antonyme finden  (z. B. „Was ist das Gegenteil von hell?“ – „dunkel“; „breit“ – „schmal“) Synonyme suchen  („Sag das mit anderen Worten“ – z. B. schön, hübsch, wunderbar; laufen, rennen) Homonyme erkennen  („Was kann das Wort alles bedeuten?“ – z. B. Zahn, Blatt, Krone) Tipp: Sprechen Sie über hypothetische Situationen: – „Was würde passieren, wenn  du in Socken nach draußen gehst?“– „Was würde passieren, wenn ein Mann bei Rot über die Straße geht?“ Tipp: Legen Sie gemeinsam Bilder in der richtigen Reihenfolge  und erfinden Sie dazu eine kleine Geschichte . Benennen Sie gemeinsam mit dem Kind Berufe  und erklären Sie, was diese Personen tun . Tipp – Sprachlogikspiel: Nennen Sie mehrere Wörter , das Kind soll das nicht passende Wort  aussortieren: Beispiel: Hund, Giraffe, Stein, Huhn  → Stein  (weil es kein Tier ist). ​ Auditives Wahrnehmungsvermögen Ein Vorschulkind sollte in der Lage sein, mehrere Reime, Abzählverse und Lieder aufzusagen. Es sollte aufmerksam einer vorgelesenen Geschichte zuhören können und den Inhalt zumindest grob wiedergeben. Führen Sie regelmäßig Spiele zur Förderung der auditiven Fähigkeiten durch, die für das spätere Lesen- und Schreibenlernen wichtig sind.Konzentrieren Sie sich auf die Unterscheidung von Lauten (z. B. Zischlaute, stimmhafte/ stimmlosen, harte/weiche Konsonanten, kurze/lange Vokale), auf das Erkennen des ersten und letzten Lauts im Wort, die Anzahl der Silben (Silben klatschen) oder die Anzahl der Wörter in einem Satz. Tipp – Sprachkette: Erfinden Sie ein Wortspiel wie: „Ich fahre in den Urlaub und nehme mit: einen Koffer.“ Das nächste Kind sagt: „Ich fahre in den Urlaub und nehme mit: einen Koffer und ein T-Shirt“, und so weiter… Oder vielleicht kennen Sie: „Tante aus China kommt mit einem Zauberkoffer“ . Tipp – Hörspiel mit Konzentration: Lesen Sie eine Geschichte vor. Vereinbaren Sie vorher mit dem Kind, dass es z. B. bei jedem Auftreten eines bestimmten Wortes klatscht  (z. B. Name der Hauptfigur oder eines häufigen Gegenstands). Rhythmusübungen  – Klatschen, Stampfen, Singen – fördern das Hören und Nachahmen von Rhythmen . Tipp – „Stille Post“: Ein Kind flüstert einem anderen ein Wort ins Ohr, das im Kreis weitergegeben wird.Das letzte Kind sagt laut, was es verstanden hat.Dann wird mit dem Ausgangswort verglichen. (Später auch mit Sätzen möglich.) ​ Mathematische Grundvorstellungen Mathematische Fähigkeiten entwickeln sich durch viele vorbereitende motorische, sprachliche und grafomotorische Erfahrungen. Daher ist es wichtig, viel mit Gegenständen zu spielen – das Kind soll Größen, Mengen und Distanzen einschätzen lernen. Grafomotorik  beeinflusst später das schriftliche Arbeiten, Rechnen, Zeichnen und geometrisches Konstruieren.Das Kind sollte Kreis, Quadrat, Dreieck und Rechteck erkennen können. Es ist wichtig, dass das Kind Zahlen unterscheiden kann – z. B. 3 und 5 oder 6 und 9 – sowie Symbole wie + und –.Im sprachlichen Bereich üben Sie Begriffe wie kein, mehr, weniger:„Nimm keinen Perlen“, „Nimm genauso viele Bonbons wie dein Bruder“. Sortieraufgaben fördern das mathematische Denken.Sortieren Sie gemeinsam Bilder oder Objekte nach Kategorien: Spielzeug, Verkehrsmittel, Kleidung, Tiere, Blumen usw.Falls ein Objekt nicht zur Gruppe passt, begründen Sie gemeinsam, warum.(Beispiel: Sie meinten eine Gruppe aus Bäumen, aber das Kind sortiert nach Farbe – grün.) Auch geometrische Formen oder Wörter nach Silbenanzahl kann man sortieren. ​ Zählen: Ein Kind sollte vor der Einschulung bis sechs zählen können – sowohl aufsteigend (1–6) als auch absteigend (6–0).Ziel ist es, den Zahlenbegriff zu verstehen – also zu begreifen, dass die Anzahl nicht von Farbe, Größe oder Anordnung der Objekte abhängt. Kinder, die bereits bis 50 zählen können, haben das oft mechanisch wie ein Gedicht gelernt, ohne das Prinzip zu verstehen.Zur Vertiefung kann man Zahlen zerlegen:„Nimm zwei Kugeln – wie viele brauchst du noch, damit es zusammen fünf sind?“ ​ Tipp: Basteln Sie Karten mit Bildern  – das Kind zählt, wie viele Gegenstände es sieht, und nimmt sich die gleiche Anzahl von Würfeln oder Spielsteinen . Später kombinieren Sie das mit Symbolkarten  – also Karten mit den Zahlen von 0 bis 5. Das Kind soll die richtige Menge, das Zahlensymbol und die reale Anzahl zusammenbringen. Hinweis: Wenn Sie Ihr Vorschulkind gezielt auf die Schule vorbereiten möchten, sehen Sie sich bitte unseren Online-Kurs „Cortex Kids" an. ​ Autorin: PhDr. Marja Voleman, PhD Veröffentlicht am 27. 4. 2022 Deutsche Übersetzung: 7.7.2025 Quelle: Bednářová, Jiřina; Šmardová, Vlasta (2015). Diagnostika dítěte předškolního věku. Brno, Edika. ISBN 978-80-266-0658-1 Bednářová, Jiřina et kol. (2017). školní zralost a její diagnostika. Praha: Raabe. ISBN 978-80-7496-319-3

  • Unterstützung der Entwicklung von Schulkindern

    Diese Lebensphase wird manchmal als das „liebe Kind“-Alter  bezeichnet. Kinder in diesem Alter sind gerne mit Erwachsenen zusammen, begleiten sie mit Begeisterung bei deren Tätigkeiten und helfen bereitwillig bei Aufgaben im Haushalt oder bei Hobbys (sie kochen mit, werkeln mit, spielen mit). Genießen Sie diese Zeit! ​ Der bekannte tschechische Psychologe Zdeněk Matějček  unterteilte das Grundschulalter in drei Phasen: Frühes Schulalter : ca. 6–8 Jahre Mittleres Schulalter : ca. 9–12 Jahre Spätes Schulalter : überlappt mit der beginnenden Pubertät ​ Frühe Schulalter : ca. 6–8 Jahre​ Das frühe Schulalter ist eine Übergangsphase zwischen der spielerischen Vorschulzeit und dem gereifteren Verhalten eines Schulkindes. Der Schulanfänger tritt meist mit großer Neugier in die Schule ein. Die Freude am Lernen kommt von innen – Kinder wollen entdecken, verstehen, forschen. Sie stellen Fragen („Warum?“), wollen Dinge begreifen und meistern neue Schulaufgaben mit Stolz. Diese intrinsische Motivation  zum Lernen basiert auf drei Grundbedürfnissen: Neugier , die Herausforderung zu meistern  und das Bedürfnis nach Kompetenz und Kontrolle  über die Umwelt. ​ Aufmerksamkeit, Konzentration und Lernen Kinder im frühen Schulalter spielen noch sehr gerne  und ihre Konzentrationsspanne ist kurz – beim Schulstart etwa 10 Minuten . Daran sollten Eltern denken, wenn sie gemeinsam Hausaufgaben machen: Regelmäßige Pausen (idealerweise mit Bewegung) sind notwendig. Auch im Schulunterricht werden deshalb häufige Aktivitätswechsel  eingeplant – 45 Minuten still sitzen und sich auf eine Sache konzentrieren  wäre zu viel verlangt. Wenn das Lernen zu lange dauert, stehen die Kinder auf, sprechen, essen oder bewegen sich , so wie sie es von früher gewohnt sind. Lehrpersonen müssen also nicht nur Lesen und Schreiben vermitteln, sondern auch Regeln, Gruppenverhalten und Arbeitshaltungen  kindgerecht einführen. ​ Tipp:  Beim Lernen zu Hause sollten nach ca. 10 Minuten kleine Pausen eingelegt werden – z. B. kurz etwas trinken oder über ein anderes Thema sprechen. Die Lehrperson in der ersten Klasse ist für das Kind ein prägendes Modell  für das spätere Lernen. Eine positive Beziehung zur ersten Lehrkraft  ist ein großer Gewinn. Falls dies nicht gelingt, sollten Eltern ihr Kind aktiv begleiten und helfen, mit dieser neuen Autorität gut umzugehen. ​ Bewegung, Sport und motorische Entwicklung Kinder in diesem Alter beginnen, Kraft und Beweglichkeit zu entwickeln , sie verbessern ihre Reaktionsfähigkeit, Geschicklichkeit und Ausdauer. Bewegung ist dabei entscheidend. ​ Der Einstieg in den Sport sollte Freude und Motivation  bringen, idealerweise an der frischen Luft, im Spiel mit anderen Kindern. Gute Sportarten fördern Ganzkörperbewegung , nicht einseitige Belastung, und sollten vorrangig auf Koordination und Ausdauer  ausgerichtet sein. Sport hilft auch, soziale Kompetenzen  wie Fairplay, Teamgeist, Durchhaltevermögen und Selbstkontrolle zu entwickeln. Studien zeigen, dass motorische Geschicklichkeit auch die soziale Stellung in der Gruppe  beeinflusst – Kinder mit körperlicher Stärke und Gewandtheit haben oft mehr Anerkennung. Schwächere Kinder neigen häufiger zu Rückzug oder Verhaltensauffälligkeiten, es sei denn, sie können ihre Stärken in anderen Bereichen zeigen – etwa beim Lernen oder im kreativen Ausdruck. Lesenlernen und Sprachentwicklung Kinder im frühen Schulalter lieben oft noch Märchen – das kann eine hervorragende Motivation zum Lesenlernen  sein. Lesenlernen sollte Freude, Abenteuer, Entspannung und Neugier  wecken – nicht nur durch Argumente, warum Lesen nützlich ist (Wortschatz erweitern, Grammatik lernen, Textverständnis fördern...). Diese Motivation entsteht durch Erlebnis, nicht durch Erklärung . Lesen Sie gemeinsam – anfangs liest der Erwachsene und zeigt dabei mit dem Finger mit. Später lesen Sie abwechselnd (Sätze, Absätze oder Seiten).Am Ende sprechen Sie gemeinsam über den Text, stellen Fragen, oder überlegen, wie das Kind selbst in der Geschichte gehandelt hätte. ​ Sprache und Kommunikation Die Qualität der Sprache hängt stark davon ab, wie viel das Kind mit anderen sprechen kann  – mit Eltern, Geschwistern, Lehrer:innen oder Mitschüler:innen. Auch Lesen hilft, den Wortschatz zu erweitern und den Ausdruck zu verbessern. Kinder in diesem Alter schätzen illustrierte Sachbücher , die anschaulich Informationen darstellen und Zusammenhänge aufzeigen, die ihr Leben und ihre Interessen betreffen. ​ Sammelleidenschaft und Systematik Viele Kinder entwickeln in diesem Alter eine Sammelleidenschaft  – sei es für Burgen, Dinos, Fußballbilder oder Steine. Sammeln gibt Orientierung und hilft, die Welt in Systeme einzuordnen , die das Kind selbst versteht. Unterstützen Sie dieses Bedürfnis nach Struktur und Überblick. Auch in Gruppen streben Kinder nach Ordnung und klaren Strukturen. Was „anders“ ist, wird oft als störend empfunden – Kinder können auf Mitschüler:innen mit Brille, Sprachfehlern, anderer Herkunft oder besonderer Begabung ablehnend reagieren . Hier braucht es klare pädagogische und familiäre Führung , um soziale Sensibilität zu fördern. ​ Fantasie und Kreativität Kreativität kann durch vielfältige Materialien gefördert werden: Knöpfe, Stoffreste, Baumrinde, Steine. Kinder basteln, bauen Iglus, spielen mit Handpuppen oder gestalten Fantasiewelten im Garten. Rollenspiele , Bastelaktivitäten  und Kreativspiele  fördern sowohl die Fantasie als auch soziale Kompetenzen.Beliebte Spiele sind z. B. Schach , Monopoly  oder auch bestimmte digitale Spiele mit kreativem Inhalt . Geschlechtsidentität und Rollenverhalten In diesem Alter spielen Jungen und Mädchen noch gemeinsam ohne Scham , gleichzeitig beginnt jedoch die stärkere Identifikation mit geschlechtstypischen Rollen . Mädchen helfen gerne im Haushalt, Jungen interessieren sich zunehmend für „männliche“ Tätigkeiten wie Holz hacken oder bauen. Das zeigt sich auch in Zeichnungen oder Berufswünschen: Jungen nennen oft Berufe wie Polizist, Feuerwehrmann oder Profisportler – stark, erfolgreich, mutig. Mädchen träumen von Berufen mit sozialer oder kommunikativer Komponente  – Lehrerin, Krankenschwester, Tierärztin. ​ Übergangszeit voller Sensibilität Wie jede Übergangsphase bringt auch dieses Alter mehr emotionale Schwankungen und Verletzlichkeit  mit sich. Kinder benötigen in dieser Zeit mehr Geduld, Verständnis und Unterstützung  – sowohl von Eltern als auch von Lehrkräften. Obwohl sie äußerlich „groß“ wirken, sind sie immer noch leicht ermüdbar . Es ist daher hilfreich, ihnen nach der Schule etwas Zeit für sich  zu geben – zum Ausruhen, Lesen oder freies Spiel. Tipp:  Hausaufgaben sollten nicht auf den Abend verschoben  werden. Für einen gesunden Schlaf ist es ideal, wenn das Kind alle Pflichten vor dem Abendessen  erledigt hat – danach kann eine ruhige Phase zur Entspannung beginnen. ​​ Mittleres Schulalter (9–12 Jahre) Diese Phase gilt als stabiler und klarer strukturiert. Die meisten Kinder haben sich inzwischen gut an die Schule angepasst. Die Interessen verlagern sich in die Realität , auch wenn sie noch von heldenhaften Fantasien geprägt sein kann. Kinder beobachten zunehmend das Verhalten von Erwachsenen – in der Familie, Nachbarschaft und Gesellschaft. Die Kindergruppe gewinnt stark an Bedeutung , ihre Normen werden oft wichtiger als familiäre Regeln. ​ Weltorientierung und Tagebuchführung Der Schuleintritt verändert die Sprachentwicklung deutlich. Kinder hören eine Vielfalt an Ausdrucksweisen, müssen sprachlich präzise kommunizieren  und zum Beispiel komplexe Aufgabenstellungen in Mathematik verstehen. Sprachspiele, lebendige Gespräche oder Erzählrunden fördern Ausdruck und Sprachbewusstsein . Fernsehen oder digitale Medien ersetzen kein echtes Gespräch – soziale Sprache entsteht im Dialog. ​ ​Gruppenverhalten In diesem Lebensabschnitt verändert sich die Zusammensetzung der Kindergruppen deutlich . Jungen und Mädchen spielen nicht mehr unbefangen miteinander  wie früher. Stattdessen beginnen sich Jungen verstärkt mit Jungen  und Mädchen mit Mädchen  zu befreunden. Dies scheint ein Ausdruck dafür zu sein, dass Kinder beginnen, geschlechtstypisches Verhalten zu festigen  und ihre eigene geschlechtliche Identität  zu entwickeln. In diesem Zeitraum, der etwa bis zum 12.–13. Lebensjahr  andauert, zeigen Jungen ein besonders ausgeprägtes „Jungenverhalten“:Sie sprechen laut, überheblich oder derb , sie prahlen , raufen sich , stürzen sich in heldenhafte Abenteuer  – etwa beim Sprung aus der Höhe, heimlichen Nachtaktionen oder sportlichen Mutproben .Mit „Mädchen“ spricht man in dieser Phase nicht – Kontakt mit Mädchen wird vermieden  und kann sogar als Strafe  empfunden werden, etwa wenn ein Junge allein mit Mädchen im Klassenraum zurückbleibt. Auch Mädchen verhalten sich in dieser Zeit sehr „mädchenhaft“ :Sie frisieren sich auffällig, tragen auffälligen Haarschmuck , kichern laut , schreien, tuscheln – oft in Gruppen.Sie leihen sich Schminke von der Mutter , probieren sie aus und experimentieren mit ihrem Erscheinungsbild .Gerade in der Gruppe zeigen sie sich besonders mutig , manchmal sogar durch bewusstes Flirten mit Lehrkräften , um so ihre weibliche Ausstrahlung „auszutesten“ . ​ Tiefe Freundschaften und Gruppenrollen In diesem Alter entstehen intensive Zweierfreundschaften , insbesondere bei Mädchen. Sie vertrauen sich alles an, schlafen beieinander, beraten sich über Kleidung und Alltag. Sobald eine dritte Person auftaucht, kommt es oft zu einem Wechsel der „besten Freundin“.  Jungen neigen zu kleineren Gruppen (3–4 Freunde), mit denen sie aktiv sind – Ballspielen, Fahrradfahren, Dinge ausprobieren. Motivation und schulisches Interesse ​ Bei vielen Kindern lässt die Lernmotivation mit der Zeit nach , vor allem in höheren Jahrgangsstufen. Neugier bleibt oft nur bei besonders interessierten Kindern  oder in klaren Interessensgebieten erhalten. Warum? Studien zeigen, dass äußere Belohnungen  (z. B. Schulnoten) die intrinsische Motivation schwächen . Beispiel: Kinder, die eine neue Maltechnik nur wegen eines Diploms ausprobierten, hatten später weniger Interesse , als Kinder, die ohne Belohnung oder überraschend belohnt wurden. Gesundheitsverhalten und Identität​ Dieses Alter ist ideal, um gesundheitsförderliche Gewohnheiten zu verankern  – Sport, Ernährung, Bewegung.Doch oft ist nicht die Gesundheit der Antrieb , sondern Zugehörigkeit zur Gruppe oder der Wunsch, sich von Erwachsenen abzugrenzen. Diese Einflüsse sollte man nutzen – z. B. durch gemeinsame Sportprojekte, Gruppenaktionen oder Vorbilder, die gesundes Verhalten attraktiv machen. ​ Einfluss der Peer-Gruppe Kinder sind empfänglich für den Gruppendruck , was Risiken birgt (z. B. Mobbing, Alkohol), aber auch viele Chancen bietet: In der Gruppe lernen sie soziale Rollen , Kommunikation, Verantwortung – mal müssen sie sich unterordnen, mal führen oder sich durchsetzen. Besonders wichtig ist, ob das Kind in der Lage ist, angemessen in Gruppen zu kommunizieren . Selbstwertgefühl und Schulleistung​ Um das 11.–12. Lebensjahr erleben viele Kinder einen Rückgang des Selbstwertgefühls , oft bedingt durch soziale Vergleiche.Kinder bewerten ihre Schulleistungen zunehmend im Vergleich zu anderen  – was die Motivation negativ beeinflussen kann. Ein realistisches, aber positives Selbstbild ist entscheidend für psychische Gesundheit. Wer Erfolge als Glück  oder Zufall sieht, fühlt sich wenig kompetent. Wer Fehlschläge als Beweis fehlender Fähigkeit  sieht, verliert Motivation. Erfolge werden der eigenen Anstrengung und Fähigkeit  zugeschrieben. Fehler sind Lernchancen, denn sie sind veränderbar  – durch mehr Übung, bessere Strategie oder realistischere Ziele. Der Einfluss der Eltern  spielt in diesem Zusammenhang selbstverständlich eine entscheidende Rolle.Ein gesundes Selbstwertgefühl stärken Eltern nicht in erster Linie durch ständiges Lob oder Belohnung , sondern dadurch, dass sie dem Kind klar und wiederholt vermitteln , dass Erfolg vor allem das Ergebnis seiner eigenen Fähigkeiten und Anstrengungen ist .Fehler werden dabei als Lerngelegenheiten und Wachstumschancen verstanden – nicht als Zeichen von Unfähigkeit. Wir sollten uns aktiv darum bemühen, dass jedes Kind das Gefühl eines persönlichen Erfolges erleben kann.Ein Kind ist vielleicht besonders gut im Rechnen, ein anderes wiederum zeigt besondere Fürsorge für jüngere Kinder, Pflanzen oder Tiere.Wichtig ist, dass das Kind darin bestärkt wird, das Gefühl zu entwickeln:„Ich gestalte mein Leben mit. Ich kann mitbestimmen, wie mein Tag verläuft und wie meine Zukunft aussieht. Ich habe mein Leben in der Hand.“ Auch die Kindergruppe  hat einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des Selbstwertgefühls. Schlussfolgerung Die Schulzeit ist eine bedeutende Etappe in der Entwicklung eines Kindes – nicht nur im Hinblick auf Wissen und Kompetenzen, sondern vor allem auch in Bezug auf seine Persönlichkeit, soziale Fähigkeiten und Selbstwertgefühl. Jedes Kind bringt individuelle Stärken, Schwächen und Bedürfnisse mit, die respektiert und gezielt gefördert werden sollten. Entscheidend für eine gesunde Entwicklung sind ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Lernen, Bewegung, Spiel und Ruhe, ein unterstützendes familiäres Umfeld, eine verständnisvolle Lehrkraft sowie Möglichkeiten zur Mitbestimmung und Selbstwirksamkeit. Die Eltern spielen dabei eine Schlüsselrolle – nicht durch Druck oder ständiges Lob, sondern durch ehrliches Interesse, Vertrauen und echte gemeinsame Zeit . Wenn wir Kindern ermöglichen, Erfolge zu erleben und Fehler als Lernchancen zu begreifen, fördern wir ihre innere Motivation, Resilienz und Lebensfreude – Werte, die sie ihr ganzes Leben begleiten werden. Autorin:  PhDr. Marja Voleman, PhD. Veröffentlicht: 27.04.2022 Deutsche Übersetzung: 07.07.2025 Quelle: Černá, Olga (2014). Čtení není žádná nuda. Praha: Portál. ISBN 978-80-262-0720-7 Edice dobrá škola (2012). Diagnostika, školní zralosti. Praha: Raabe. ISBN 978-80-87553-52-7 Langmeier, Josef; Krejčířová, Dana (2006). Vývojová psychologie. Praha: Grada. ISBN 978-80-247-1284-0 Velemínský, Miloš (2017). Dítě od početí do puberty, 1500 otázek a odpovědí. Praha: Triton. ISBN 978-80-7553-148-3

  • Spezifische Lernstörungen: Wenn der Ursprung tiefer liegt

    „Lernstörungen sind ein Sammelbegriff für eine heterogene Gruppe von Störungen, die sich durch deutliche Schwierigkeiten beim Erwerb und Gebrauch grundlegender Fähigkeiten wie Sprechen, Sprachverständnis, Lesen, Schreiben, mathematisches Denken oder Rechnen äußern. Diese Störungen sind dem betroffenen Individuum eigen und basieren auf einer Dysfunktion des zentralen Nervensystems. Auch wenn eine Lernstörung gleichzeitig mit anderen Behinderungen (z. B. Sinnesbeeinträchtigungen) oder mit ungünstigen Umwelteinflüssen (kulturelle Unterschiede, unzureichende oder ungeeignete Förderung) auftreten kann, ist sie keine direkte Folge solcher Einflüsse.“ ( Matějček, 1995) Die Begriffe spezifische Lernstörung , spezifische Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten  oder spezifische Verhaltensstörung  dienen als Oberkategorie  für Einzeldiagnosen wie: Dyslexie  (Lesestörung) Dysgrafie  (Schreibstörung) Dysorthografie  (Rechtschreibstörung) Dyskalkulie  (Rechenstörung) Dyspinxie  (Störung bildnerischer Fähigkeiten) Dyspraxie  (Störung komplexer Handlungsfähigkeit, v. a. motorisch) Dysmúsie  (Störung musikalischer Fähigkeiten) Die letzten drei – Dyspinxie, Dyspraxie und Dysmúsie  – sind tschechische Spezifika  und finden sich in internationalen Klassifikationen nur selten. Allen Formen ist gemeinsam, dass sie einen individuellen Charakter  haben und auf einer sogenannten Dysfunktion des zentralen Nervensystems  beruhen. Aus entwicklungsneurologischer Sicht beschreibt eine Dysfunktion eine noch nicht ausgereifte Funktion . Die Vorsilbe dys-  im Begriff weist somit auf eine unzureichende oder fehlerhafte Entwicklung  hin. Der zweite Teil des Begriffs benennt jeweils die konkret betroffene Fähigkeit . Begriffsherkunft Dyslexie : von lat. lego, legere  = lesen → Lesestörung Dysgrafie : von gr. graphō  = schreiben → Schreibstörung Dysorthografie : von orthos  (richtig) + graphō  → Rechtschreibstörung Dyskalkulie : von lat. calculus  = Rechenstein → Rechenstörung Dyspinxie : von lat. pingo  = malen → Störung zeichnerischer Fähigkeiten Dysmúsie : von gr. mousa  = Muse → Störung musikalischer Fähigkeiten Dyspraxie : von gr. praxis  = Handlung → motorische Koordinationsstörung Diagnostik und Unterstützung (in der Tschechischen Republik) In der Tschechischen Republik bildet die pädagogische Diagnostik an der Schule  die Grundlage für Unterstützungsmaßnahmen der Stufe 1 (tzv. podpůrná opatření 1. stupně) . Sie dient jedoch nicht der medizinischen Diagnosestellung , sondern dem Ziel, konkrete pädagogische Interventionen  auf Basis der beobachteten Schwierigkeiten zu planen und umzusetzen. Die offizielle Diagnose einer spezifischen Lernstörung (SPU)  erfolgt durch eine pädagogisch-psychologische Beratungsstelle (Pedagogicko-psychologická poradna – PPP)  oder ein Sonderpädagogisches Zentrum (Speciálně pedagogické centrum – SPC) . Voraussetzung für die Diagnosestellung ist, dass bei dem betroffenen Kind anhaltende und erhebliche Lernschwierigkeiten bestehen , trotz bereits durchgeführter pädagogischer Unterstützung in der Grund- oder weiterführenden Schule. Was ist wichtiger als eine Diagnose? Wichtiger als die Diagnose allein ist die Identifikation der zugrundeliegenden Schwächen . In der Übersicht auf der Startseite (→ Baummodell) wird deutlich: Erst wenn man versteht, wo die Schwächen liegen , kann man gezielt fördern – und eine echte Verbesserung erwarten. Wenn wir die Grundursachen angehen, gewinnen Kinder mehr Energie und Konzentration , um sich auf die tatsächlichen Lerninhalte zu fokussieren. Haben sie zusätzlich zu einer diagnostizierten Lernstörung auch noch persistierende frühkindliche Reflexe , sensorische Integrationsstörungen  oder Schwächen in Teilfunktionen  wie dem visuellen oder auditiven Wahrnehmen, wird die Belastung schnell zu groß. Die Wurzeln: Frühkindliche Reflexe und sensorische Integration Frühkindliche Reflexe Frühkindliche Reflexe beeinflussen die psychomotorische Entwicklung des Kindes  – also die Basis für alles Weitere. Wenn diese Reflexe nicht gehemmt wurden, können sie zu sehr vielfältigen Symptomen führen. Diese können sich zu einem Muster verdichten, das wie eine Lernstörung, eine Aufmerksamkeitsstörung (ADHS/ADD) oder sogar wie eine Autismus-Spektrum-Störung erscheint. Sensorische Integration Unsere Sinne arbeiten fast nie isoliert – sie interagieren miteinander. Die sogenannte sensorische Integration  sorgt dafür, dass das Gehirn sensorische Reize aufnimmt, strukturiert und sinnvoll verwertet. Nur wenn diese Verarbeitung gut funktioniert, entsteht ein vollständiges, verständliches Bild der Welt. Daraus ergeben sich weitere wichtige Grundlagen: Störungen des auditiven Wahrnehmens. Die auditive Analyse und Synthese von Sprache ist eine wichtige Voraussetzung für den Erwerb der Schriftsprache. Kinder sollten in der Lage sein, feine Unterschiede in der Lautbildung zu hören – z. B. zwischen ähnlich klingenden Pseudowörtern wie kal  und gal  oder pit  und bit . Auch die Unterscheidung zwischen harten und weichen Konsonanten (z. B. k  vs. g , t  vs. d ) spielt eine Rolle. Wenn man dem Kind die Buchstaben B–A–L nennt, sollte es daraus das Wort „Ball“ zusammensetzen können. Vor dem Schuleintritt sollte ein Kind außerdem in der Lage sein, den ersten Laut eines gesprochenen Wortes zu identifizieren – idealerweise auch den letzten. Störungen der visuellen Wahrnehmung . Um zwischen b–d–p–q unterscheiden zu können, braucht es eine feine visuelle Differenzierung. Wichtig sind auch die Figur-Hintergrund-Wahrnehmung und die visuomotorische Koordination (Auge-Hand). Störungen der Raumorientierung. Räumliche Wahrnehmung ist abhängig von Sehen, Hören und Kinästhetik (Bewegung). Probleme in diesen Bereichen beeinträchtigen das räumliche Verständnis. Zeitliche Reihenfolge. Die Wahrnehmung zeitlicher Abfolgen ist grundlegend – nicht nur für Kinder, die Probleme mit der Unterscheidung von Vokallängen haben. Interventionsprinzip Förderung muss der Entwicklung folgen . Wenn ein Kind z. B. sowohl auditive Wahrnehmungsprobleme  als auch persistierende frühkindliche Reflexe  hat, muss zuerst an den Reflexen  gearbeitet werden. Ohne diesen „Boden“ (reflektorische Reife, sensorische Integration) sind weitere Maßnahmen nur begrenzt wirksam. Autorin:  PhDr. Marja Voleman, PhD. Veröffentlicht: 27.04.2022 Deutsche Übersetzung: 07.07.2025

  • Visueller Stress: Wenn Lesen anstrengt und überfordert

    Symptome des visuellen Stresses  treten häufig bei Kindern und Erwachsenen mit Schwierigkeiten beim Lesen, Legasthenie (Dyslexie) , Dyskalkulie , Dysgraphie , Dyspraxie , AD(H)S , Autismus , Epilepsie , Migräne  oder Störungen des binokularen Sehens  (Zusammenarbeit der Augen) auf. Visueller Stress ist zudem ein häufiges Symptom eines aktiven Moro-Reflexes  – eines frühkindlichen Reflexes, der in der frühen Entwicklung gehemmt werden sollte. Die häufigsten Anzeichen sind Kopf- und Augenschmerzen  (z. B. Brennen, Juckreiz, gerötete oder tränende Augen) sowie das Gefühl, dass sich der geschriebene Text bewegt . Kinder mit visuellem Stress empfinden hohe Kontraste , wie schwarze Buchstaben auf weißem Papier, als unangenehm. Sätze, Wörter oder Buchstaben scheinen zu tanzen oder sich zu bewegen . Betroffene überspringen beim Lesen Buchstaben oder ganze Wörter, lesen schnell, aber mit vielen Fehlern und verstehen das Gelesene schlechter. Der Text verschwimmt, Buchstaben erscheinen doppelt , verändern scheinbar ihre Größe , werden unscharf , dunkler , heller  oder beginnen zu flackern . Manche Kinder sehen zusätzliche Buchstaben am Wortende oder visuelle Muster  zwischen den Zeilen, bunte Flecken , die sich über das Papier bewegen und vom Inhalt ablenken – oft so sehr, dass Wörter nicht mehr richtig erkennbar sind. Häufig treten auch Lichtempfindlichkeit , Schwindel , Übelkeit  oder schnelle Ermüdung  auf. Visuelles System als Kompensation Visueller Stress kann auch dadurch entstehen, dass Kinder Defizite im Gleichgewichtssystem  durch übermäßigen Einsatz des Sehens kompensieren. Dabei wird das visuelle System überlastet , was sich negativ auf feinere visuelle Fähigkeiten auswirkt – zum Beispiel: Schwierigkeiten bei der Entfernungseinschätzung eingeschränkte Augenbewegungen zur Seite , die für flüssiges Lesen notwendig sind Probleme mit dem schnellen Wechsel des Blickfokus  zwischen Ferne und Nähe – z. B. beim Abschreiben von der Tafel Hilfe bei visuellem Stress Erste Hilfe  kann in farbigen Lesestreifen bestehen, die beim Lesen helfen, indem sie den Fokus auf eine Textzeile lenken. Diese Lesefenster beseitigen jedoch nicht die Ursache  des visuellen Stresses. Langfristige Unterstützung muss an den Ursachen ansetzen  – insbesondere an einem nicht integrierten Moro-Reflex  und der eingeschränkten Funktion des vestibulären Systems (Gleichgewichtssystem) . In diesem Bereich bietet die Neuro-Entwicklungsstimulation (NDS Active Learning ® )  gezielte Bewegungsprogramme, die das visuelle System entlasten und die sensorisch-motorische Entwicklung fördern können. Schlussfolgerung Visueller Stress ist kein einfaches Sehproblem, sondern ein Ausdruck komplexer Zusammenhänge zwischen Wahrnehmung, Bewegungssteuerung und frühkindlichen Reflexen. Wenn Kinder beim Lesen unkonzentriert sind, schnell ermüden oder körperliche Beschwerden zeigen, lohnt es sich, den Ursachen auf den Grund zu gehen. Autorin:  PhDr. Marja Voleman, PhD. Veröffentlicht: 27.04.2022, Deutsche Übersetzung: 07.07.2025

  • Dyslexie und Dysorthographie: Wenn Lesen und Schreiben zur täglichen Hürde werden

    Dyslexie  ist eine spezifische Lesestörung – entweder angeboren oder erworben durch eine Schädigung des Gehirns. Sie ist die häufigste Form der spezifischen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten (SESF)  und äußert sich durch erhebliche Schwierigkeiten beim Erwerb der Lesefähigkeit. Den Begriff prägte erstmals der deutsche Augenarzt Dr. Rudolf Berlin im Jahr 1887. Dyslexie betrifft auch Kinder mit überdurchschnittlicher Intelligenz. Sie ist gekennzeichnet durch Probleme beim genauen und/oder flüssigen Worterkennen , Schwierigkeiten in der Rechtschreibung und beim Dekodieren von Wörtern . Diese Probleme sind typischerweise die Folge einer Störung in der phonologischen Verarbeitung  der Sprache. Kinder mit Dyslexie lesen entweder langsam und stockend  oder schnell und fehlerhaft , raten Wörter, verwechseln Buchstaben – besonders ähnliche Formen wie b–d–p. Sie murmeln Buchstaben leise vor sich hin, bevor sie das Wort laut aussprechen. Manche können mit den Augen keiner Zeile folgen oder springen unkoordiniert zwischen den Zeilen. Das Textverständnis leidet , da sich das Kind so sehr auf den Lesevorgang konzentrieren muss, dass es den Sinn des Gelesenen nicht erfassen kann. Einige Fachleute vermuten, dass Dyslexie eine grundsätzliche Schwierigkeit ist, Symbole zu erkennen und zu verstehen . Deshalb haben betroffene Kinder oft auch Probleme mit Mathematik, Kartenlesen oder dem Erkennen von Verkehrszeichen. Studien belegen Auffälligkeiten im visuellen System  (Stein & Walsh, 1997) sowie in der Verarbeitung akustischer Signale im Temporallappen  (Witton et al., 1998). Darüber hinaus zeigen viele Kinder mit Dyslexie motorische Defizite und Gleichgewichtsstörungen , was auf eine Dysfunktion des Kleinhirns (Cerebellum)  hinweisen kann (Fawcett, Nicolson, Dean, 1996). MRT-Untersuchungen bestätigen Auffälligkeiten in der Struktur und Aktivität  des Kleinhirns bei Erwachsenen mit Dyslexie. Dyslexie im Vorschulalter Vertauschen oder Auslassen von Lauten (z. B. s–l, r–l, p–b) falsche Bedeutung von Wörtern eingeschränktes Wortgedächtnis Schwierigkeiten beim Reimen Unfähigkeit, den ersten oder letzten Laut eines Wortes zu erkennen Probleme, sich Gedichte zu merken Probleme beim Abmalen und Nachzeichnen schwaches Kurzzeitgedächtnis, Konzentrationsschwierigkeiten, Ungeschicklichkeit beim Anziehen oder Schuhebinden Probleme mit Rechts-Links-Unterscheidung Schwierigkeiten beim Nachklatschen von Rhythmen Dyslexie im Grundschulalter übermäßiger Energie- und Zeitaufwand bei schulischen Aufgaben schnelle Ermüdung langsames Arbeitstempo hohe Fehlerquote Auslassen von Wörtern oder Zeilen Buchstabenverwechslungen (p–b–d, g–q, e–a) Schwierigkeiten, das Alphabet, Wochentage, Monate oder Einmaleins zu lernen Unsicherheit bei der Unterscheidung von rechts und links eingeschränkter Wortschatz grammatikalische Probleme große Probleme beim Erlernen von Fremdsprachen Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen psychische Probleme: Rückzug, depressive Verstimmung, Aggression Quelle : Navrátilová D., 2009 Dysorthographie Dysorthographie  ist eine spezifische Rechtschreibstörung , die sehr häufig in Verbindung mit Dyslexie auftritt. Sie betrifft nicht die gesamte Grammatik, sondern spezifische Fehlerquellen , wie: Auslassen oder Verdrehen ähnlicher Buchstaben Verschmelzungen, fehlerhafte Artikulation falsche oder fehlende Kennzeichnung von Vokallängen oder Umlauten Schwierigkeiten mit der Anwendung gelernter Rechtschreibregeln Auch nach gezielter Förderung benötigen betroffene Kinder meist mehr Zeit für schriftliche Aufgaben. Besonders bei zeitlich begrenzten Tests oder Diktaten  treten Fehler wieder auf – auch in Bereichen, die das Kind eigentlich beherrscht und mündlich korrekt begründen kann. Dysorthographie im Grundschulalter Schwierigkeiten bei kurzen, zeitlich begrenzten Schreibaufgaben – besonders bei Diktaten Probleme zeigen sich auch im Fremdsprachenunterricht Schwierigkeiten bei der Unterscheidung grafischer Symbole häufige Umstellung der Buchstabenreihenfolge beim Schreiben Quelle: Bartošová M. 2018 Specifické poruchy učení Frühkindliche Reflexe und Dyslexie Persistierende frühkindliche Reflexe (primäre Reflexe)  können Symptome von Dyslexie und Dysorthographie verursachen – insbesondere: Asymmetrischer tonischer Nackenreflex (ATNR) Tonischer Labyrinthreflex (TLR) Moro-Reflex Persistierender ATNR verhindert die Entwicklung flüssiger Augenbewegungen – notwendig fürs Lesen. Kinder lesen oft nur die linke Seite der Seite; den Übergang über die Mittelachse schaffen sie nur mit Kopfbewegung beeinträchtigt die Zusammenarbeit beider Augen – das Kind sieht verschwommen oder doppelt, ohne es selbst zu merken stört die Integration zwischen linker und rechter Gehirnhälfte – wichtige Voraussetzungen für Dominanz und Spezialisierung beeinträchtigt Gleichgewicht und Hand-Auge-Koordination Studie McPhillips, 2006 (Nordirland) : Bei 739 Kindern im Alter von 7–9 Jahren hatten jene mit Leseschwierigkeiten signifikant häufiger einen aktiven ATNR. Persistierender TLR verschlechtert die Raumwahrnehmung – Kinder schätzen Distanzen schlecht ein beeinträchtigt die Fähigkeit, zwischen rechts und links zu unterscheiden, erschwert das Erkennen dreidimensionaler Formen oder das Verständnis von Spiegelungen Moro-Reflex verursacht Aufmerksamkeitsprobleme kann zu visuellem Stress führen Dyslexie und Dysorthographie sind nicht nur sprachliche Störungen, sondern spiegeln oft tiefere Entwicklungsprozesse wider. Frühkindliche Reflexe, die nicht rechtzeitig gehemmt wurden, können das Lesen und Schreiben massiv erschweren. Zielgerichtete Bewegungsförderung – wie sie die Neuro-Entwicklungsstimulation (NDS Active Learning)  bietet – kann helfen, diese Blockaden aufzulösen und Kindern den Weg zum erfolgreichen Lernen zu erleichtern. Autorin:  PhDr. Marja Voleman, PhD. Veröffentlicht: 27.04.2022 Deutsche Übersetzung: 07.07.2025 Quelle: FAWCETT, Angela J.; NICOLSON, Roderick I.; DEAN, Paul. Impaired performance of children with dyslexia on a range of cerebellar tasks. Annals of Dyslexia, 1996, 46.1: 259-283. NAVRÁTILOVÁ D., 2009, Obecné projevy dyslexie v mateřské, základní a střední škole STEIN, John; WALSH, Vincent. To see but not to read; the magnocellular theory of dyslexia. Trends in neurosciences, 1997, 20.4: 147-152. VOLEMANOVÁ, Marja. 2019. Primární reflexy, opomíjený faktor problémů učení a chování u dětí. 2. rozšířené vydání. Statenice : INVTS, 2019. 978-80-907369-0-0 WITTON, C., et al. Sensitivity to dynamic auditory and visual stimuli predicts nonword reading ability in both dyslexic and normal readers. Current biology, 1998, 8.14: 791-797.

  • Dysgraphie: Wenn das Schreiben zur Herausforderung wird

    Dysgraphie  ist eine spezifische Lernstörung, die die grafische Gestaltung des schriftlichen Ausdrucks beeinträchtigt. Der Begriff stammt aus dem Griechischen: „grafein“ bedeutet „schreiben“, die Vorsilbe „dys-“ steht für „gestört“ oder „erschwert“. Dysgraphie betrifft vor allem die visuelle und motorische Ausführung beim Schreiben – das Erlernen von Buchstaben, das Nachahmen ihrer Formen, das Zuordnen von Lauten zu Buchstaben und deren Reihenfolge. Kinder mit Dysgraphie haben Schwierigkeiten mit der Motorik, der Automatisierung von Bewegungen sowie mit der sensomotorischen Koordination. Sie erinnern sich nicht an Buchstabenformen, verwechseln ähnlich aussehende Buchstaben. Ihre Schrift wirkt ungeordnet, schwerfällig und unbeholfen. Das Schreiben zwischen den Linien (Linienführung) sowie die Buchstabengröße bereitet ihnen oft große Mühe. Sie schreiben langsam, mühsam und halten das Schreibgerät häufig falsch. Die Konzentration auf die grafische Ausführung behindert zudem die Aufmerksamkeit für Rechtschreibung und Inhalt. Ursachen der Dysgraphie  liegen meist in Defiziten der grob- und feinmotorischen Fähigkeiten, der Bewegungskoordination, visuellen und motorischen Gedächtnisleistungen, der Raumwahrnehmung, der Aufmerksamkeit und der Koordination zwischen den Systemen, die notwendig sind, um auditive oder visuelle Reize in geschriebene Sprache zu übertragen – also z. B. die Verbindung von Phonem und Graphem oder von Druck- und Schreibschrift. Beim eigentlichen Schreibprozess zeigen sich häufig zwei Extreme: Das Schreibtempo ist entweder sehr langsam oder übermäßig schnell und fahrig. Meist treten mehrere Schwierigkeiten gemeinsam auf: eine beeinträchtigte Feinmotorik, eine eingeschränkte visuelle Vorstellungskraft (die Vorstellung von Buchstabenformen) und eine mangelnde Speicherung motorischer Bewegungsmuster. Typische Anzeichen von Dysgraphie im Grundschulalter schlechte grafische Gestaltung des Schriftbilds langsames Arbeitstempo, viele Fehler – insbesondere bei Diktaten oder zeitlich begrenzten Aufgaben Schwierigkeiten auch in Mathematik: fehlerhafte Zahlenschrift, Probleme bei Textaufgaben unordentliche Strukturierung von Texten Probleme mit der Einhaltung der Zeilenführung ungewöhnlich große oder sehr kleine Buchstaben phonetisches Schreiben (Wiedergabe des Gehörten) Unfähigkeit, den geschriebenen Text selbstständig zu überarbeiten Quelle:  Miroslava Bartoňová, 2018 Primäre Reflexe und ihre Rolle bei Dysgraphie Persistierende frühkindliche Reflexe (primäre Reflexe) können zahlreiche Symptome der Dysgraphie verursachen. Hier einige Beispiele: Moro-Reflex: beeinträchtigt die Konzentration erhöht die Empfindlichkeit für visuelle und auditive Reize – das Kind reagiert auf jedes Geräusch und jede Bewegung führt zu Reizüberflutung, Rückzug und vermindertem Körperbewusstsein (Propriozeption) Asymmetrischer tonischer Nackenreflex (ATNR): führt dazu, dass sich beim Blick nach rechts der rechte Arm und die Finger strecken – Schreiben wird mühsam Kinder kompensieren, indem sie das Papier um bis zu 90° drehen oder einen ungewöhnlichen Schriftwinkel entwickeln verursacht krampfartiges Stifthalten und beeinträchtigt die Hand-Auge-Koordination behindert die Entwicklung überkreuzender Bewegungsmuster und stört die Zusammenarbeit der Gehirnhälften. Palmarreflex: bei Berührung der Handfläche schließt das Kind reflexartig die Faust – es hält den Stift weiterhin im Greifgriff Tonischer Labyrinthreflex (TLR): beeinflusst den Muskeltonus beim Blick in das Heft – das Kind „fällt zusammen“, legt den Kopf auf die Hand, entwickelt Hypotonie schwache Raumwahrnehmung, häufig verbunden mit Gleichgewichtsproblemen – führt zu Buchstaben- und Zahlendrehungen beeinträchtigt Grobmotorik und Bewegungskoordination. Symmetrischer tonischer Nackenreflex (STNR): erschwert den schnellen Wechsel der Blickfokussierung zwischen Tafel und Heft – Textabschreiben wird mühsam verursacht Gleichgewichtsprobleme und beeinträchtigt die Hand-Auge-Koordination Kinder wickeln oft ihre Beine um die Stuhlbeine, sitzen auf den Füßen oder kippen mit dem Stuhl – alles zur Stabilisierung gegen die Beinbewegung Dysgraphie ist weit mehr als nur eine „unschöne Handschrift“ – sie ist das Ergebnis komplexer Schwierigkeiten in Motorik, Koordination und sensorischer Verarbeitung. Persistierende frühkindliche Reflexe, die im frühen Kindesalter gehemmt sein sollten, können das Schreiben erheblich beeinträchtigen und das Selbstbewusstsein des Kindes schwächen. Wenn ein Kind trotz Übung und Anstrengung mit dem Schreiben kämpft, lohnt sich ein genauerer Blick – nicht nur auf die Schrift, sondern auch auf grundlegende entwicklungsneurologische Zusammenhänge. Die Neuro-Entwicklungsstimulation (auch bekannt als NDS Active Learning®) bietet mit gezielten Bewegungsübungen eine Möglichkeit, das Nervensystem zu stärken, verbliebene Reflexe abzubauen und die Zusammenarbeit von Sinneswahrnehmung und Motorik zu verbessern. Eine frühzeitige Erkennung und gezielte Unterstützung können nicht nur das Schreiben erleichtern, sondern auch den schulischen Erfolg und das emotionale Wohlbefinden des Kindes nachhaltig fördern. Autorin:  PhDr. Marja Voleman, PhD. Veröffentlicht: 27.04.2022, Deutsche Übersetzung: 07.07.2025 Quellen: Bartoňová, Miroslava (2018). Specifické poruchy učení. Brno: Paido. Volemanová, Marja (2019). Přetrvávající primární reflexy, opomíjený faktor problémů učení a chování. Statenice: INVTS

  • Entwicklung von Kindern zwischen 1 und 3 Jahren

    Im ersten Lebensjahr ließ sich relativ genau vorhersagen, wann sich ein Kind welche Fähigkeit aneignet. Je älter es jedoch wird, desto schwieriger ist dies. Jedes Kind ist eine individuelle Persönlichkeit. Es ist unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt, hat verschiedene Entwicklungsbedingungen, ein unterschiedliches Temperament und eigene psychische Anlagen. Einige Kinder beginnen schon vor dem ersten Geburtstag zu laufen, andere erst mit eineinhalb Jahren (innerhalb der Norm bis zum 18. Monat). Der folgende Überblick zur motorischen Entwicklung ist daher nicht strikt zu verstehen. Jedes Kind ist anders. ​ Entwicklung im Kleinkindalter 13.-15. Monat 16.-18. Monat 19.-21. Monat 22.-24. Monat (bis Zwei Jahre) 25.-27. Monat 28.-30. Monat 31.-36. Monat (bis Drei Jahre) 13.-15. Monat Groβmotorik Das Kind kann sich in den Stand hochziehen, beginnt mit vorgestreckten Armen und breitbeinigen Schritten zu laufen. Anfänglich überwiegt noch das Krabbeln. Im 13. Monat laufen etwa 50 % der Kinder. Es kann noch nicht gezielt anhalten und setzt sich zum Stoppen hin. Im 15. Monat läuft es steif, stürzt aber seltener. Es erklimmt Treppen krabbelnd oder mit Hilfe, krabbelt auch herunter. Es überwindet kleine Hindernisse. ​ Feinmotorik Das Kind übt das Lösen des Handgriffs, hält Stift in der Faust und kritzelt. Es versucht, einen Turm mit zwei Klötzchen zu bauen. Es beginnt, kleine Gegenstände in eine Schachtel zu legen und beobachtet gern fallende Objekte. Wird es zur passenden Zeit auf das Töpfchen gesetzt (z. B. nach dem Aufwachen), kooperiert es, meldet jedoch noch nicht aktiv seinen Harndrang. Kontrolle der Schließmuskeln ist noch nicht möglich. Soziale Fähigkeiten und Sprache Versucht aus dem Becher zu trinken, hält einen Löffel, kann sich aber noch nicht selbstständig ernähren. Gestikuliert (z. B. "Gib fünf", "So groß bin ich"). Zeigt auf interessante Objekte, später auch auf Aufforderung. Zieht ein Spielzeug an der Schnur hinter sich her. Reagiert auf Aufforderungen, bringt z. B. einen Gegenstand aus einem anderen Raum. Sagt einfache Wörter wie "da", "danke". Am Ende des 15. Monats spricht es ca. 10 bis 15 Wörter. 16.-18. Monat Groβmotorik Lernt rennen, anhalten, sich drehen und zurücklaufen. Laufen bereitet Freude. Stehenbleiben ist noch schwer. Es steht sicher auf, hockt sich hin. Hebt vom Boden vorsichtig Gegenstände auf. Klettert auf Möbel, steigt mit Hilfe im "Schritt-Schritt"-Muster die Treppe hoch. Tritt unbeholfen gegen einen Ball. ​ Feinmotorik Baut einen Turm aus zwei bis vier Klötzchen. Blättert in Bilderbüchern. In normalen Büchern mehrere Seiten auf einmal. Erste Versuche mit Knete. Kritzelt unkoordiniert. Leert Behälter aus. Setzt sich eine Mütze auf. ​ Soziale Fähigkeiten und Sprache Zeigt auf Bilder im Buch. Reagiert immer besser auf Aufforderungen ("Bring", "Zeig"). Spricht 20 bis 30 Wörter, beginnt 2-3-Wort-Kombinationen. Fordert Essen und Trinken mit Worten ein. Imitiert Hausarbeiten. "Unfälle" sind seltener, wenn regelmäßig aufs Töpfchen gesetzt. 19.-21. Monat Groβmotorik Ist sehr aktiv. Steht auf und hockt sich ohne Umfallen hin. Geht Treppen mit minimaler Hilfe, beginnt Beine abzuwechseln. Springversuche und Rückwärtsgehen. Versucht, gegen einen Ball zu treten. ​ Feinmotorik Baut Turm aus vier bis fünf Klötzchen. Nutzt Löffel und Gabel geschickter. Trinkt selbstständig mit beiden Händen. Erste Versuche, einen Kreis zu zeichnen. ​ Soziale Fähigkeiten und Sprache Beginnt Töpfchen zu benutzen. Schaut sich Bilderbücher alleine an und kommentiert. Zieht einfache Kleidung an. Großer Fortschritt im Sprachverstehen. Benennt Erlebnisse und Dinge. Stellt oft die Frage "Was ist das?" 22-24. Monat (2 Jahre) Groβmotorik Geht Treppen selbstständig hoch und runter, meist mit Beinwechsel. Kann kurz auf einem Bein stehen. Springversuche, Rückwärtsgehen. Probiert komplexere Bewegungen wie auf Bordstein balancieren. Fährt Rutschauto, schiebt Puppenwagen. ​ Feinmotorik Zieht Puppen an/aus, spielt mit einfachen Fahrzeugen. Zeichnet Kreise, vertikale Linien. Betrachtet und kommentiert Bilderbücher. Baut Turm mit vier bis sechs Klötzchen. ​ Soziale Fähigkeiten und Sprache Hilft beim Anziehen, benutzt Löffel/Gabel, trinkt ohne zu kleckern. Wortschatz 200-300 Wörter. Kombiniert zwei Wörter, beginnt zu beugen/konjugieren. Spricht über sich selbst in der 3. Person. Meldet manchmal Harndrang. 25.-27. Monat Groβmotorik Hält Balance auf kleinem Raum, geht auf Zehenspitzen. Steht kurz auf einem Bein, lernt beidbeinig zu springen. Versucht Purzelbaum. ​ Feinmotorik Kontrolliertere Stiftbewegungen, Kreise, Linien. Turm mit bis zu acht Klötzchen. ​ Soziale Fähigkeiten und Sprache Knüpft erste Kontakte zu Gleichaltrigen. Spielt neben anderen (Parallelspiel), später gemeinsam. Achtet auf Hygiene. Isst selbstständig. Erkennt Grundfarben, sortiert nach Eigenschaften. Erkennt und benennt Gefühle. Beginnt, „ich“ zu sagen. 28.-30. Monat Groβmotorik Geht auf Zehenspitzen, springt mit beiden Beinen, beginnt Weitsprung. Springt auf einem Bein. Tanzt zu Musik. Wirft beidhändig, versucht Fangen. Treppensteigen mit Beinwechsel. ​ Feinmotorik Zeichnet Kreise, Linien, versucht Kreuz. Turm mit acht Klötzchen, Zug mit Kamin. ​ Soziale Fähigkeiten und Sprache Isst selbstständig. Bildet 8-9-Wort-Sätze. Betrachtet Bücher, erzählt Geschichten. 31.-36. Monat Groβmotorik Schnelle Ermüdung, sonst aber fast alle grobmotorischen Fähigkeiten. Springt aus 20 cm Höhe, läuft, wechselt schnell Richtung, steigt Treppen hoch und runter mit Beinwechsel. Fährt Dreirad. Feinmotorik Knöpft selbst auf/zu. Zeichnet Kreis, Linien, Kreuz. "Kopffüßler"-Zeichnung. Faltet, klebt, schneidet. Turm mit 9-10 Klötzchen, baut "Brücke" nach Vorlage. Soziale Fähigkeiten und Sprache Ist sauber, zieht sich selbst an/aus. Meldet Harndrang, bleibt nachts trocken. Spricht 700-900 Wörter. Kennt 2-3 Präpositionen. Erzählt Erlebtes, verwendet Haupt- und Nebensätze. Kennt groß/klein, laut/leise. Nennt Farben, wiederholt Zahlen, erkennt Buchstaben/Logos. Spielt gemeinsam, teilt Spielzeug. Wenn das Kind mit 3 Jahren noch nicht spricht, sollte eine logopädische, psychologische oder neurologische Abklärung erfolgen (z. B. Entwicklungsdyspraxie, geistige Behinderung, Autismus, Hör-/Sehstörung). ​ Autorin des Artikels: PhDr. Marja Voleman, PhD. Veröffentlicht am: 27.04.2022. Veröffentlichung der deutschen Übersetzung : 06.07.2025 Quellen:​ Langmeier Josef; Krejčířová Dana (2006). Vývojová psychologie. Praha: Grada. ISBN 978-80-247-1284-0 Lazzari Simona (2013), Vývoj dítěte v 1.-3. roce. Praha: Grada. ISBN 978-80-247-3734-8 Verhoeven Liesbeth (2010). Stap voor stap. Amsterdam: Lannoo. ISBN 978-90-209-9190-1 Verhulst Frank (2017). De ontwikkeling van het kind. Assen: Uitgeverij Koninklijke Van Gorcum. ISBN 978-90-232-5423-2

  • Frühkindliche Reflexe im Kleinkindalter

    Frühkindliche Reflexe sollten im Kleinkindalter bereits gehemmt sein, damit das Kind sicher laufen, rennen, springen, aber auch einen Löffel halten, einen Turm aus Bauklötzen bauen oder andere komplexere motorische Fähigkeiten entwickeln kann. Persistierende frühkindliche Reflexe können dazu führen, dass das Kind sensorische Reize schlechter verarbeitet. Es kann beispielsweise empfindlicher auf Geräusche reagieren (hat Angst vor bellenden Hunden, dem Geräusch eines Staubsaugers oder Mixers …) oder sensibel auf Berührungen reagieren. Manche Kinder schlafen schwer ein oder wachen nachts häufig auf. Wenn Sie vermuten, dass bei Ihrem Kind frühkindliche Reflexe noch aktiv sind, wenden Sie sich zunächst an eine gute Physiotherapeutin oder einen guten Physiotherapeuten. Unterstützen Sie die motorische Entwicklung durch sensomotorische Übungen. Reicht dies nicht aus, empfiehlt sich im Alter von etwa 3 bis 4 Jahren eine neuroentwicklungsbasierte Förderung. Autorin des Artikels:  PhDr. Marja Voleman, PhD. Veröffentlichungsdatum:  27.04.2022 Deutsche Übersetzung : 06.07.2025

  • Risikofaktoren für das Fortbestehen primärer Reflexe

    Die Entwicklung der Motorik und die Dynamik der Entwicklung im frühen Kindesalter sind hervorragende Indikatoren für die gesunde Entwicklung des Nervensystems. Wenn Abweichungen in der psychomotorischen Entwicklung des Kindes sichtbar sind, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass frühkindliche Reflexe weiterhin aktiv sind. Die Risikoperiode reicht von der Embryonalphase bis zum Ende des ersten Lebensjahres. In der Embryonalphase bis zum dritten Trimester der Schwangerschaft  spielen vor allem mütterliche Faktoren eine Rolle. Dazu gehören der Gesundheitszustand der Mutter, ihre Ernährung, ausreichende Bewegung und das Ausmaß an Stress während der Schwangerschaft. Geburtskomplikationen  können die Entwicklung der frühkindlichen Reflexe ebenfalls beeinflussen. Dazu zählen drohende Hypoxie, Zangengeburt, Saugglockengeburt oder ein Kaiserschnitt. Ein möglicher Grund für Komplikationen während der Geburt sind unzureichend entwickelte frühkindliche Reflexe. Diese Reflexe beeinflussen wesentlich den Geburtsmechanismus und die Art und Weise, wie das Kind durch den Geburtskanal tritt. Die Ursachen für eine unvollständige Entwicklung der Reflexe bis zum Ende einer physiologischen Schwangerschaft sind häufig bereits in der Embryonal- oder Fetalphase zu finden. Im ersten Lebensjahr  stellen insbesondere Krankheiten, Probleme beim Stillen (z. B. durch gesundheitliche Schwierigkeiten oder unzureichend entwickelte Such- und Saugreflexe) sowie Stress Risikofaktoren für das Fortbestehen frühkindlicher Reflexe dar. Abweichungen in der psychomotorischen Entwicklung können auf eine abnorme Reflexentwicklung hinweisen. Mögliche Anzeichen für eine abnorme Reflexentwicklung sind: Verzögerte motorische Entwicklung (z. B. spätes oder ausgelassenes Krabbeln oder Robben) Steifheit des Kindes, wenn es hochgehoben wird Schwierigkeiten beim Saugen Erhöhter oder verminderter Muskeltonus Unwohlsein beim An- und Ausziehen oder beim Baden Ein Mangel an natürlicher Bewegung  kann ebenfalls die Entwicklung frühkindlicher Reflexe negativ beeinflussen. Die Aktivität der frühkindlichen Reflexe und die psychomotorische Entwicklung verlaufen in den ersten Lebensmonaten Hand in Hand. Reflexbewegungen fördern die Bildung neuronaler Verbindungen im zentralen Nervensystem. Das Kind erlernt neue Fähigkeiten, wodurch die frühkindlichen Reflexe durch höhere Gehirnzentren gehemmt werden. So kann das Kind den nächsten Entwicklungsschritt gehen. Wenn das Kind nicht ausreichend Gelegenheit hat, seinen Körper spielerisch zu entdecken, werden frühkindliche Reflexe nicht ausreichend aktiviert, was die neuronale Vernetzung im zentralen Nervensystem behindert. Die höheren Gehirnzentren können dann die Reflexe nicht hemmen. Autorin : PhDr. Marja Voleman, PhD. Original veröffentlicht : 27. 4. 2022 Deutsche Übersetzung : 6. 7. 2025

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