Visueller Stress: Wenn Lesen anstrengt und überfordert
- Adam Klatovský

- 7. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Symptome des visuellen Stresses treten häufig bei Kindern und Erwachsenen mit Schwierigkeiten beim Lesen, Legasthenie (Dyslexie), Dyskalkulie, Dysgraphie, Dyspraxie, AD(H)S, Autismus, Epilepsie, Migräne oder Störungen des binokularen Sehens (Zusammenarbeit der Augen) auf. Visueller Stress ist zudem ein häufiges Symptom eines aktiven Moro-Reflexes – eines frühkindlichen Reflexes, der in der frühen Entwicklung gehemmt werden sollte.
Die häufigsten Anzeichen sind Kopf- und Augenschmerzen (z. B. Brennen, Juckreiz, gerötete oder tränende Augen) sowie das Gefühl, dass sich der geschriebene Text bewegt.
Kinder mit visuellem Stress empfinden hohe Kontraste, wie schwarze Buchstaben auf weißem Papier, als unangenehm. Sätze, Wörter oder Buchstaben scheinen zu tanzen oder sich zu bewegen.
Betroffene überspringen beim Lesen Buchstaben oder ganze Wörter, lesen schnell, aber mit vielen Fehlern und verstehen das Gelesene schlechter. Der Text verschwimmt, Buchstaben erscheinen doppelt, verändern scheinbar ihre Größe, werden unscharf, dunkler, heller oder beginnen zu flackern. Manche Kinder sehen zusätzliche Buchstaben am Wortende oder visuelle Muster zwischen den Zeilen, bunte Flecken, die sich über das Papier bewegen und vom Inhalt ablenken – oft so sehr, dass Wörter nicht mehr richtig erkennbar sind.
Häufig treten auch Lichtempfindlichkeit, Schwindel, Übelkeit oder schnelle Ermüdung auf.
Visuelles System als Kompensation
Visueller Stress kann auch dadurch entstehen, dass Kinder Defizite im Gleichgewichtssystem durch übermäßigen Einsatz des Sehens kompensieren. Dabei wird das visuelle System überlastet, was sich negativ auf feinere visuelle Fähigkeiten auswirkt – zum Beispiel:
Schwierigkeiten bei der Entfernungseinschätzung
eingeschränkte Augenbewegungen zur Seite, die für flüssiges Lesen notwendig sind
Probleme mit dem schnellen Wechsel des Blickfokus zwischen Ferne und Nähe – z. B. beim Abschreiben von der Tafel
Hilfe bei visuellem Stress
Erste Hilfe kann in farbigen Lesestreifen bestehen, die beim Lesen helfen, indem sie den Fokus auf eine Textzeile lenken. Diese Lesefenster beseitigen jedoch nicht die Ursache des visuellen Stresses.
Langfristige Unterstützung muss an den Ursachen ansetzen – insbesondere an einem nicht integrierten Moro-Reflex und der eingeschränkten Funktion des vestibulären Systems (Gleichgewichtssystem). In diesem Bereich bietet die Neuro-Entwicklungsstimulation (NDS Active Learning®) gezielte Bewegungsprogramme, die das visuelle System entlasten und die sensorisch-motorische Entwicklung fördern können.
Schlussfolgerung
Visueller Stress ist kein einfaches Sehproblem, sondern ein Ausdruck komplexer Zusammenhänge zwischen Wahrnehmung, Bewegungssteuerung und frühkindlichen Reflexen. Wenn Kinder beim Lesen unkonzentriert sind, schnell ermüden oder körperliche Beschwerden zeigen, lohnt es sich, den Ursachen auf den Grund zu gehen.
Autorin: PhDr. Marja Voleman, PhD.
Veröffentlicht: 27.04.2022,
Deutsche Übersetzung: 07.07.2025




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