Neuro-Entwicklungsstimulation in der Arbeit des Sonderpädagogen.
- Marja Volemanová

- 3. Juli
- 10 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Juli
Abstract
Das Ziel der Dissertation zum Thema „Neuro-Entwicklungsstimulation in der Arbeit des Sonderpädagogen“ ist es, ein weniger bekanntes Phänomen zu beschreiben: das Persistieren primärer Reflexe und Störungen der sensorisch-sensitiven Integration bei Kindern. Weitere Ziele der Arbeit sind die Erhebung der Prävalenz persistierender primärer Reflexe bei Schülern im Alter von 5 bis 8 Jahren sowie die Überprüfung der Wirksamkeit der Neuro-Entwicklungsstimulation als mögliches Interventionsprogramm für Sonderpädagogen.
Die theoretischen Grundlagen basieren auf aktuellen Erkenntnissen zur Psychomotorik, primären Reflexen, sensorischer Wahrnehmung und sensorisch-sensitiver Integration. Der Schwerpunkt der Arbeit stellt die Untersuchung der Prävalenz persistierender primärer Reflexe dar. Die Stichprobe umfasst 345 Schüler im Alter von 5 bis 8 Jahren, die reguläre Kindergärten und Grundschulen besuchen, sowie 26 Schüler im Alter von 8 bis 11 Jahren, die eine Grundschule gemäß § 16 Abs. 9 des Schulgesetzes besuchen. Die Intervention mittels Neuro-Entwicklungsstimulation wurde in einer Fallstudie überprüft. Ein weiterer Teil der Studie untersucht mittels quantitativer Methoden die Erfahrungen von Sonderpädagogen und Logopäden mit dem Interventionsprogramm Neuro-Entwicklungsstimulation. Zur Datenerhebung wurden Fragebögen an alle Sonderpädagogen und Logopäden verteilt, die die Neuro-Entwicklungsstimulationskurse von Januar 2014 bis Juni 2019 absolviert hatten.
Aus der Studie geht hervor, dass bei 12,8 % der Schüler im Alter von 5 bis 8 Jahren mindestens ein primärer Reflex vollständig (Stufe 4) oder mindestens zwei Reflexe mittelgradig (Stufe 3) persistieren, wobei in beiden Kategorien mit Problemen im Bildungsprozess gerechnet werden kann. Weiterhin zeigt die Studie, dass ein stark persistierender primärer Reflex (Stufe 3 oder 4) nicht altersbedingt von selbst verschwindet und eine spezielle Intervention erforderlich ist. Die Fallstudie zeigt, dass mittels Neuro-Entwicklungsstimulation persistierende primäre Reflexe und damit verbundene Symptome beseitigt oder gemindert werden können. Die Neuro-Entwicklungsstimulation wird von den Kursteilnehmern als sehr positive, weitere mögliche Methode zur Arbeit mit Kindern mit Lern- oder Verhaltensstörungen wahrgenommen. Die Befragten schätzen, dass die Neuro-Entwicklungsstimulation das Kind ganzheitlich in seiner gesamten Entwicklung beeinflusst. Laut Fragebogen konnten die Teilnehmer durch den Einsatz der Neuro-Entwicklungsstimulation vor allem die Grobmotorik und die Kooperation der Schüler verbessern. Weitere Bereiche mit häufig sichtbaren Verbesserungen waren Bewegungskoordination, Kommunikation und Konzentration. Somit kann festgestellt werden, dass die Neuro-Entwicklungsstimulation erfolgreich als sonderpädagogische Methode eingesetzt werden kann.
Schlüsselwörter: Neuro-Entwicklungsstimulation; primäre Reflexe; Psychomotorik; sensorisch-sensive Integration; sensorische Wahrnehmung
Diskussion und Empfehlungen für die sonderpädagogische Theorie und Praxis
Diagnostik in der Sonderpädagogik umfasst eine umfassende, ganzheitliche Diagnostik, das heißt medizinische, psychologische, soziale und sonderpädagogische Diagnostik. Es handelt sich um einen komplexen Erkenntnisprozess, der für die Festlegung der anschließenden Unterstützung und Intervention unerlässlich ist. Da die Entwicklung jedes Menschen ein dynamischer Prozess ist, darf eine Diagnose nicht als etwas Zeitlich Statisches betrachtet werden (Přinosilová, 2007). Das Ziel der Diagnostik ist es, spezifische Ursachen und Barrieren zu finden, die das Kind bisher nicht überwinden konnte, und darauf basierend konkrete Interventionsmaßnahmen zu planen (Bartoňová, Vítková, 2016). In der Praxis überschneiden sich häufig die Prozesse von Diagnostik und Reeducation, wobei auf Grundlage der Diagnose gezielte Unterstützung erfolgt und dabei sowohl die betroffenen Funktionen rehabilitiert als auch die diagnostischen Erkenntnisse präzisiert werden (Přinosilová, 2007).
Bei der Diagnostik vieler Hauptbereiche der sonderpädagogischen Diagnostik (Grob- und Feinmotorik, Graphomotorik, Zeichnen, Lateralität, Sozialentwicklung, Kommunikationsfähigkeiten u. a.) ist es wichtig, auch wesentliche Faktoren wie primäre Reflexe und sensorisch-sensitive Integration zu berücksichtigen. Persistierende primäre Reflexe und Störungen der sensorisch-sensitiven Integration können Symptome von Lernstörungen, Verhaltensproblemen, Kommunikationsschwierigkeiten, Konzentrationsproblemen und weiteren Schwierigkeiten verursachen.
Spezifische Lernstörungen (SPL) treten bei einem hohen Prozentsatz der Kinderpopulation auf. Bartoňová (2018) gibt an, dass 3–4 % der Schulkinder und Jugendlichen an Lernstörungen leiden. Das Vorkommen von SPL ist bei Jungen deutlich höher, was mit funktionellen Unterschieden zwischen männlichem und weiblichem Gehirn zusammenhängt. Ein interessantes Forschungsfeld wäre die Untersuchung und Dokumentation der Häufigkeit von Kindern mit diagnostizierter SPL, die gleichzeitig persistierende primäre Reflexe und/oder Störungen der sensorisch-sensitiven Integration aufweisen.
Das Ziel der Dissertation war es, ein relativ unbekanntes Phänomen zu erklären (persistierende primäre Reflexe und Störungen der sensorisch-sensitiven Integration bei Kindern) und die Prävalenz persistierender primärer Reflexe bei Kindern im Alter von 5 bis 8 Jahren zu erheben, die reguläre Kindergärten und Grundschulen besuchen. Ein Nebenziel war die Überprüfung der Wirksamkeit eines möglichen Interventionsansatzes für Sonderpädagogen (Neuro-Entwicklungsstimulation).
Bei Betrachtung möglicher Symptome einzelner persistierender primärer Reflexe wird deutlich, dass diese die Entwicklung des Kindes und seinen Schulerfolg erheblich beeinflussen können. Daher ist deren rechtzeitige Erkennung und der Beginn einer Intervention zur Hemmung dieser Reflexe von großer Bedeutung. Ideal ist der Beginn der Intervention mittels Neuro-Entwicklungsstimulation noch vor Eintritt in die Grundschule.
Primäre Reflexe und sensorisch-sensitive Integration sind zwei eng miteinander verbundene Bereiche, die verschiedene Hirnregionen beeinflussen. Durch die Kombination von Aktivitäten zur Hemmung primärer Reflexe und zur Verbesserung der sensorisch-sensitiven Integration wird die Intervention effektiver.
Tests auf persistierende primäre Reflexe und sensorisch-sensitive Integration können als differentialdiagnostisches Hilfsmittel dienen. Es ist wichtig zu betonen, dass primäre Reflexe häufig bei Kindern mit atypischer Entwicklung persistieren. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass beispielsweise Kinder mit SPL, Aufmerksamkeitsstörungen, Autismus-Spektrum-Störungen oder verschiedenen körperlichen, geistigen oder sensorischen Beeinträchtigungen ebenfalls persistierende primäre Reflexe aufweisen. Persistierende primäre Reflexe können deren Schwierigkeiten verschlimmern, müssen jedoch nicht deren Ursache sein. Aus der Praxis ist bekannt, dass es eine Gruppe von Kindern gibt, deren Diagnose nicht korrekt gestellt wurde – häufig handelt es sich dabei um spezifische Lernstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen oder Autismus-Spektrum-Störungen. Manchmal ähneln die Symptome persistierender primärer Reflexe oder einer Störung der sensorisch-sensitiven Integration stark den genannten Diagnosen, die Intervention sollte jedoch anders erfolgen. Wenn persistierende primäre Reflexe entdeckt werden, sollte mit deren Hemmung begonnen werden. Erst danach kann die Diagnose SPL oder ASS korrekt gestellt werden. Die Hemmung primärer Reflexe ist somit eine mögliche Interventionsmethode.
In dieser Dissertation wird eine quantitative Untersuchung der Prävalenz persistierender primärer Reflexe bei Kindern im Vorschul- und Grundschulalter vorgestellt. Aus der quantitativen Untersuchung mit einer Stichprobe von 345 Schülern im Alter von 5 bis 8 Jahren geht hervor, dass 12,8 % der Schüler deutliche persistierende primäre Reflexe aufweisen – mindestens ein Reflex auf Stufe 4 oder mindestens zwei Reflexe auf Stufe 3. Bei diesen Kindern ist zu erwarten, dass diese Reflexe das Lernen erschweren. Bei weiteren 42,8 % der Schüler persistierten mehr als zwei Reflexe oder mindestens einer auf Stufe 2. Es ist wahrscheinlich, dass diese Schüler kleinere Schwierigkeiten mit (Grafo-)Motorik, Konzentration oder Lernen haben, die aber nicht deutlich genug sind, um diagnostiziert zu werden. Daher erhalten sie keine notwendige Intervention, obwohl ihre schulischen Leistungen besser sein könnten. Es sollte überlegt werden, Neuro-Entwicklungsstimulation bereits als Präventionsprogramm in Kindergärten anzubieten. Diese Idee wurde auch von vielen Absolventen der Neuro-Entwicklungsstimulationskurse geäußert (siehe Anhang).
Neuro-Entwicklungsstimulation stellt eine ganzheitliche Methodik dar, die von Sonderpädagogen im Rahmen der Diagnostik und Intervention genutzt werden kann. Sie kombiniert Aktivitäten zur Hemmung primärer Reflexe und zur Verbesserung der sensorisch-sensitiven Integration. Das gesamte Programm dauert 30 Wochen, eine Verlängerung ist je nach individueller Notwendigkeit möglich. Die genaue Vorgehensweise wurde in einer Fallstudie beschrieben. Aus der Untersuchung lässt sich schließen, dass NVS Kindern erheblich dabei helfen kann, sich auf die Schule vorzubereiten.
Im Rahmen der zweiten Untersuchung wurden Fragebögen an Absolventen der Neuro-Entwicklungsstimulationskurse verteilt. Die quantitative Untersuchung mittels Fragebogen lieferte zahlreiche nützliche Informationen. Der Fragebogen wurde von 137 Absolventen der NDS-Kurse (NVS I. und NVS II., teilweise auch Supervisionsveranstaltungen) ausgefüllt.
Aus dem Fragebogen geht hervor, dass NDS als eine sehr positive weitere Methode für die Arbeit mit Kindern mit Lern- und Verhaltensstörungen wahrgenommen wird. Die Mehrheit der Befragten nutzt NDS bei der Arbeit mit Kindern im Vorschulalter und jüngeren Schulkindern. Am häufigsten arbeiten sie individuell oder in kleinen Gruppen, meist in Beratungsstellen oder Grundschulen. Die Befragten schätzen, dass NDS das Kind ganzheitlich in seiner gesamten Entwicklung beeinflusst. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass bei NDS die Eltern mit dem Kind zusammenarbeiten müssen. Ein dritter Aspekt ist, dass NDS das Kind so unterstützt, dass andere Therapien (z. B. Logopädie) effektiver werden. Weitere Vorteile sind, dass keine teuren Hilfsmittel benötigt werden (so antworteten 67 % der Befragten). Die meisten Befragten erfuhren von NDS durch Bekannte oder Kollegen. Sie kamen mit der Absicht zum Kurs, NDS in ihrer Arbeit einzusetzen. Über 87 % gaben an, nach Kursabschluss Kinder mit persistierenden primären Reflexen erkennen zu können. Alle Befragten berichteten von einer veränderten Haltung gegenüber Kindern mit persistierenden primären Reflexen. Die Kurse wurden sehr positiv bewertet: 68,6 % als ausgezeichnet, 31,4 % als sehr gut. Niemand bewertete die Kurse als unterdurchschnittlich oder schlecht. Besonders geschätzt wurden die Möglichkeit, alle Übungen an sich selbst auszuprobieren, die Verknüpfung von Theorie und Praxis, die Qualität der Materialien, die theoretische Vermittlung und die Möglichkeit weiterer Supervisionen. Einige Befragte empfanden die Informationsmenge als zu groß. Fast ein Fünftel wünschte sich eine detailliertere Erklärung der psychomotorischen Entwicklung des Kindes.
Laut Fragebogen konnten die Befragten mit der Anwendung von NDS vor allem die Grobmotorik und Kooperation verbessern. Weitere Bereiche mit häufig beobachteten Verbesserungen waren Bewegungskoordination, Kommunikation, Konzentration und Aufmerksamkeit.
Als größte Hindernisse bei der Arbeit mit NDS nannten die Befragten Zeitmangel.
Es kann festgehalten werden, dass NDS eine berechtigte Methode in der Arbeit von Sonderpädagogen darstellt. Aus dem Fragebogen geht jedoch hervor, dass das Wissen über die physiologische psychomotorische Entwicklung derzeit unter Sonderpädagogen und Logopäden nicht ausreichend ist. Im Rahmen des Studiums der Sonderpädagogik bzw. der sonderpädagogischen Theorie erscheint es sinnvoll, mehr Informationen zur psychomotorischen Entwicklung des Kindes zu vermitteln. Damit Sonderpädagogen gut mit benachteiligten Kindern arbeiten können, müssen sie zuerst die Gesetzmäßigkeiten der physiologischen Kindesentwicklung kennen. Dann fällt die Arbeit leichter und die ganzheitliche Förderung des Kindes gelingt besser. Es erscheint auch wichtig, dass Studierende der Pädagogischen Fakultäten mehr über primäre Reflexe und sensorisch-sensitive Integration lernen.
Die vorliegende Arbeit veröffentlicht verfügbare Ergebnisse von Tests an Kindern bezüglich primärer Reflexe. Die Ergebnisse zeigen, dass es eine große Gruppe von Kindern gibt, bei denen primäre Reflexe persistieren. Bei 60 % der Kinder persistieren mehr als zwei primäre Reflexe. Dies muss die schulische Leistung nicht sichtbar beeinträchtigen, obwohl es wahrscheinlich ist, dass diese Kinder besser in Konzentration und Bewegungskoordination wären. Nur 17 % der Kinder zeigten keine persistierenden primären Reflexe. Bei 13 % der Kinder persistierte mindestens ein Reflex auf Stufe 4 oder mindestens zwei auf Stufe 3. Bei diesen Kindern kann angenommen werden, dass diese Reflexe den schulischen Erfolg negativ beeinflussen. Diese Erkenntnisse sind für die sonderpädagogische Praxis sehr wichtig, da die Intervention bei Schülern mit SPL unterschiedlich sein muss, je nachdem, ob persistierende primäre Reflexe vorliegen oder nicht. Aus der Arbeit geht auch hervor, wie wichtig ein ganzheitlicher Ansatz für Kinder ist. Deshalb halten nicht nur ich, sondern auch 97,8 % der Befragten es für sinnvoll, das Bewusstsein für NDS auch in anderen Fachbereichen wie Physiotherapie, Ergotherapie oder Psychologie zu verbreiten und so die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu verbessern.
Ein Problem unserer Zeit ist der Zeitmangel. Die Befragten gaben an, dass das größte Hindernis bei der Arbeit mit NDS der Zeitmangel sei. Einige Befragte meinten daher, dass es sinnvoll wäre, NVS in Kindergärten und Grundschulen anzubieten oder sogar direkt in Lehrpläne aufzunehmen. Es wäre auf jeden Fall interessant zu untersuchen, wie sich Kinder in Schulen entwickeln, in denen NVS durchgeführt wird, im Vergleich zu Schulen ohne NDS.
Fazit
Das Ziel der Dissertation mit dem Titel „Neuro-Entwicklungsstimulation in der Arbeit des Sonderpädagogen“ war es, ein relativ unbekanntes Phänomen (persistierende primäre Reflexe und Störungen der sensorisch-sensitiven Integration bei Kindern) zu erklären, die Prävalenz persistierender primärer Reflexe bei Schülern im Alter von 5 bis 8 Jahren zu ermitteln und die Wirksamkeit eines möglichen Interventionsprogramms für Sonderpädagogen (Neuro-Entwicklungsstimulation) zu überprüfen. Im einleitenden Teil der Dissertation wurden aktuelle theoretische Erkenntnisse zur Psychomotorik, primären Reflexen und sensorisch-sensitiven Integration zusammengefasst. Es wurden zwei Forschungsstudien durchgeführt. Die erste Studie hatte ein gemischtes Design. Ziel war es, die Prävalenz persistierender primärer Reflexe bei Schülern regulärer Grund- und Kindergärten zu bestimmen und Interventionsmöglichkeiten zu beschreiben. Die Hypothese war, dass Schüler mit spezifischen Lernstörungen (SPL) häufiger persistierende primäre Reflexe aufweisen als Kinder ohne SPL. Deshalb wurde eine Teilstudie an einer Grundschule gemäß § 16 Abs. 9 des Schulgesetzes durchgeführt, die sich auf Schüler mit SPL spezialisiert hat. Eine Fallstudie wurde zur Veranschaulichung der Interventionsmöglichkeiten erstellt. Im Rahmen der ersten Studie wurden Forschungsfragen untersucht wie: Wie hoch ist die Prävalenz persistierender primärer Reflexe bei Schülern regulärer Kindergärten und Grundschulen? Ist die Prävalenz bei Kindern mit SPL höher als bei Kindern ohne SPL? Lässt sich mittels Neuro-Entwicklungsstimulation die Hemmung persistierender primärer Reflexe und damit verbundener Symptome effektiv erreichen? Aus der quantitativen Untersuchung mit einer Stichprobe von 345 Kindern im Alter von 5 bis 8 Jahren ergab sich, dass 12,8 % der Kinder deutlich persistierende primäre Reflexe aufweisen, mindestens einen Reflex auf Stufe 4 oder mindestens zwei auf Stufe 3. Bei diesen Kindern ist zu erwarten, dass diese Reflexe das Lernen erschweren. Der symmetrische tonische Nackenreflex (STNR) persistierte bei 189 Schülern bzw. 54,8 % der Kinder. Der asymmetrische tonische Nackenreflex (ATNR) persistierte rechts bei 51,6 % der Kinder, links etwas mehr, nämlich bei 186 Kindern bzw. 54 %. Am häufigsten persistierte der tonische Labyrinthreflex (TLR) bei 207 Kindern bzw. 60 %. Persistiert ein primärer Reflex nur leicht (Stufe 1 oder 2), kann er sich altersbedingt selbst hemmen. Persistiert er jedoch stark (Stufe 3 oder 4), hemmt er sich nicht selbst und eine spezielle Intervention ist notwendig. Eine Teilstudie an einer Grundschule gemäß § 16 Abs. 9 bestätigte diese Annahme. Die Prävalenz persistierender primärer Reflexe war bei Schülern mit SPL höher als bei Schülern ohne SPL. Die Fallstudie des Jungen Petr zeigte, dass Neuro-Entwicklungsstimulation ein gutes Interventionsprogramm zur Hemmung primärer Reflexe und zur Verbesserung der sensorisch-sensitiven Integration sein kann. Es ist jedoch ein langfristiger Prozess, der dem physiologischen psychomotorischen Entwicklungsverlauf folgen muss.
Die zweite Studie hatte das Ziel, die Erfahrungen von Sonderpädagogen und Logopäden mit Neuro-Entwicklungsstimulation zu erfassen. Mittels Fragebogen wurden Forschungsfragen untersucht, ob Neuro-Entwicklungsstimulation (NDS) in der Arbeit von Sonderpädagogen eingesetzt werden kann, welche Ergebnisse Sonderpädagogen mit NVS erzielen und welche größten Hindernisse für die Nutzung von NDS bestehen. Für die Studie wurde ein quantitativer Ansatz gewählt. Die Fragebögen wurden an alle Sonderpädagogen und Logopäden verteilt, die NDS-Kurse absolviert hatten. Aus der Untersuchung geht hervor, dass NDS als sehr positive weitere sonderpädagogische Methode zur Arbeit mit Schülern mit Lern- und Verhaltensstörungen wahrgenommen wird. NDS beeinflusst das Kind ganzheitlich in seiner gesamten Entwicklung. Die Befragten bewerteten es auch positiv, dass bei NDS die Eltern mit dem Kind zusammenarbeiten müssen. Ein weiterer Vorteil von NDS ist, dass es das Kind so unterstützt, dass andere Therapien (z. B. Logopädie) effektiver werden. Laut Fragebogen konnten die Befragten vor allem die Grobmotorik und Kooperation der Schüler verbessern. Ein Fünftel (20,8 %) berichtete, dass bei allen Schülern eine Verbesserung der Grobmotorik eintrat, weitere 42,5 % sahen dies häufig. 20 % beobachteten immer eine Verbesserung der Kooperation, 38,3 % sahen häufig Verbesserungen. Weitere Bereiche mit häufig beobachteten Verbesserungen waren Bewegungskoordination, Kommunikation und Konzentration. In der Bewegungskoordination beobachteten 18,3 % immer eine Verbesserung, 45 % häufig. In der Kommunikation sahen 13,3 % immer und 26,7 % häufig Verbesserungen. In der Konzentration berichteten 12,5 % von immer eingetretenen Verbesserungen, 35,8 % von häufigen. Verbesserungen wurden auch in Graphomotorik, Feinmotorik, Sprache und okulomotorischen Fähigkeiten gesehen. Interessanterweise lagen die Anteile derjenigen, die keine Verbesserungen sahen, im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Das größte Hindernis bei der Arbeit mit NDS war Zeitmangel.
Die Forschungsziele der Dissertation wurden erfüllt. Die Forschungsfragen wurden beantwortet. Es kann festgestellt werden, dass NDS eine berechtigte Methode in der Arbeit von Sonderpädagogen darstellt. Die rechtzeitige Erfassung möglicher Schwierigkeiten mit persistierenden primären Reflexen, sensorisch-sensitiver Integration und damit verbundenen Symptomen eröffnet Raum für eine effektive Förderung der kindlichen Entwicklung mit dem Ziel, spätere Schwierigkeiten zu mindern oder zu beseitigen. Sonderpädagogen, Logopäden und andere Fachkräfte verfügen nun über ein weiteres Werkzeug, das sie zur Unterstützung von Kindern einsetzen können.
Die vollständige Arbeit finden Sie unter:https://is.cuni.cz/webapps/zzp/detail/182844/
Datum der Veröffentlichung (der deutschen Übersetzung): 3.7.2025
VOLEMANOVÁ, M, Neuro-vývojová stimulace v práci speciálního pedagoga, (disertační práce). Univerzita Karlova v Praze, Pedagogická fakulta, katedra speciální pedagogiky, 2020. dostupná na https://is.cuni.cz/webapps/zzp/detail/182844/




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