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Entwicklungsdyspasie (Entwicklungsbedingte Sprachstörung)

  • Obrázek autora: Adam Klatovský
    Adam Klatovský
  • před 6 dny
  • Minut čtení: 3

Aktualizováno: před 4 dny

Die Entwicklungsdyspasie, auch als spezifische Sprachentwicklungsstörung bezeichnet, äußert sich durch eine erschwerte oder fehlende Fähigkeit, verbal zu kommunizieren – obwohl die Voraussetzungen für die Sprachentwicklung angemessen sind.


Bei der Entwicklungsdyspasie liegt eine Störung der zentralen Verarbeitung sprachlicher Signale vor. Das bedeutet, das Kind hört und sieht alles, hat keine Hör- oder Sehschäden, aber das zentrale Nervensystem und Gehirn sind nicht in der Lage, die auditiven und visuellen Signale aus der Umwelt korrekt zu verarbeiten. Verzögerte Sprachentwicklung und Entwicklungsstörungen treten häufiger bei Jungen auf.


Hauptmerkmale der Störung:

  • Verzögerte Sprachentwicklung: Der Wortschatz entspricht nicht dem Alter, das Kind bildet keine oder nur kurze, einfache Sätze mit grammatikalischen Fehlern. Es lässt Präpositionen weg, verformt Wörter, beugt Endungen falsch, verwendet nicht alle Wortarten, verdreht die Satzstellung und nutzt keine Reflexivpronomen wie „sich“ oder „mir“.

  • Verwaschene Aussprache: Das Kind spricht unverständlich oder seine Sprache ist für die Umgebung schwer verständlich. Es verwechselt Laute innerhalb von Wörtern oder lässt Laute und Silben weg.

  • Ungleichmäßige Entwicklung: Deutlicher Unterschied zwischen verbalen und nonverbalen Fähigkeiten (Diagnose durch klinischen Psychologen).

  • Beeinträchtigung des Gedächtnisses: Besonders charakteristisch ist die Störung des kurzzeitigen verbalen Gedächtnisses. Das Kind kann längere Wörter oder mehrsilbige Sätze nicht ohne Verfälschung wiederholen. Mit zwei Jahren sollte es Zwe-Wort-Sätze, mit drei Jahren Drei-Wort-Sätze wiederholen können.

  • Beeinträchtigte visuelle Wahrnehmung: Zeigt sich besonders in der Zeichnung, die Figuren sind ungewöhnlich, Körperteile falsch proportioniert, oft stark verzögert im Vergleich zum Alter.

  • Beeinträchtigte auditive Wahrnehmung:  Schwierigkeiten, einzelne Laute zu unterscheiden, besonders bei ähnlich klingenden Lauten, wie zum Beispiel „Bett“ – „Pett“, „Kamm“ – „Schamm“, „Haus“ – „Maus“, „Schiff“ – „Stiff“.

  • Gestörte Raum-Zeit-Orientierung: Probleme bei der Unterscheidung von rechts und links, Schwierigkeiten bei Begriffen wie gestern, morgen, früh, spät, falsche Zuordnung familiärer Beziehungen (Tante, Onkel, Cousine, Bruder).

  • Beeinträchtigte grob- und feinmotorische Fähigkeiten: Probleme mit der Koordination von Armen und Beinen (z. B. Einbeinstand, Hüpfen, beidhändige Wechselbewegungen, Slalomlaufen, Schwierigkeiten beim Roller-, Fahrrad- oder Skifahren).

  • Lateralität: Die Dominanz der rechten oder linken Hand bzw. des Auges ist häufig nicht klar ausgeprägt (gekreuzte Lateralität). Das Kind hält z. B. den Stift mal in der rechten, mal in der linken Hand.


Frühkindliche (auch primäre oder primitive) Reflexe und Entwicklungsdyspasie

Viele Symptome ähneln denen, die bei persistierenden frühkindlichen Reflexen auftreten. Ein genauerer Blick lohnt sich.


Moro-Reflex

  • Führt zu erhöhter Empfindlichkeit gegenüber sämtlichen Sinneseindrücken. Das Kind kann sich nur schwer konzentrieren, wenn es nicht in sich gekehrt ist – dann nimmt es aber auch seine Umgebung kaum wahr.

  • Schwierigkeiten, relevante Geräusche von Hintergrundlärm zu unterscheiden (z. B. beim Gespräch im Klassenraum). Die Grammatikentwicklung (Beugung und Zeitformen) beginnt normalerweise mit dem Kindergartenstart. Kinder mit einem aktivem Moro-Reflex haben Probleme, sich auf die Sprache anderer zu konzentrieren, da sie ständig durch Umgebungsgeräusche abgelenkt werden.

  • Eingeschränktes Kurzzeitgedächtnis.

Beispiel: Ein solches Kind in der Kita wird durch den ständigen Lärm schnell unruhig und muss diesen Stress abbauen, oder es zieht sich zurück und spielt alleine. Beim Wechsel der Aktivitäten nimmt es die Aufforderungen kaum wahr. Diese Kinder mögen Ordnung und Veränderungen sind schwer für sie. Solche Symptome können fälschlicherweise als Autismus gedeutet werden, obwohl sie durch den persistierenden Moro-Reflex oder die Entwicklungsdyspasie verursacht werden.


Tonischer Labyrinth-Reflex (TLR)

  • Beeinträchtigt die Grobmotorik, da Bewegungen meist ganzkörperlich (holokinetisch) ausgeführt werden. Beim Beugen eines Beines ändert sich sofort der Muskeltonus im ganzen Körper, beide Beine und manchmal auch die Arme werden mitbewegt. Hüpfen auf einem Bein oder Fahrradfahren fällt den Kindern schwer.

  • Schlechte Gleichgewichtskontrolle führt zu eingeschränkter Körper- und Raumwahrnehmung, die Grundlage für räumliche (rechts-links, oben-unten, vorne-hinten) und zeitliche Orientierung (heute, gestern, morgen) ist.


Asymmetrischer tonischer Nackenreflex (ATNR)

  • Führt zu schlechter Feinmotorik, nicht nur der Hände, sondern auch der Sprechmuskulatur (Artikulation) und der Augenbewegungen.

  • Beeinträchtigt die Zusammenarbeit der Hirnhälften. Eine ineffiziente Zusammenarbeit führt zu höherem Energieverbrauch durch das Gehirn, verlangsamte Reaktionen, schnellere Ermüdung, Aufmerksamkeitsdefizite und reduzierte Motivation.

  • Verzögerte Lateralisation: Lateralität bezeichnet die bevorzugte Nutzung einer Körperhälfte (Hand, Fuß, Auge, Ohr). Sie zeigt sich darin, dass eine Körperseite schneller und besser arbeitet. Lateralität spiegelt die Dominanz der Hirnzentren wider.


Such- und Saugreflex

  • Verursacht Empfindlichkeitsprobleme im Mundbereich und beeinträchtigt die Motorik der Sprechmuskulatur.

  • Schlechte Feinmotorik und Empfindlichkeit der Hände (über den Babkin-Reflex).

  • Häufiges Lecken der Lippen führt zu Rötungen und Austrocknung rund um den Mund, Sabbern, Schmatzen, Spucken, schlechte Artikulation und Schwierigkeiten, Atem- und Sprechbewegungen zu synchronisieren.


Palmare Reflexe

  • Wenn man einem Kind einen Stift in die Hand gibt, wird reflexartig die Faust geschlossen. Deshalb halten Kinder Stifte lange mit der ganzen Hand (Palmgriff).

  • Überempfindlichkeit der Hand.


Neben logopädischer Therapie ist es bei Kindern mit Entwicklungsdyspasie sinnvoll, persistierende frühkindliche Reflexe überprüfen und bei Bedarf mit Neuro-Developmental Stimulation hemmen zu lassen.


Autorin des Artikels: PhDr. Marja Voleman, PhD.

Autor des Artikels: PhDr. Marja Voleman, PhD.

Datum der Veröffentlichung (auf Tschechisch) : 27.4.2022

Datum der Veröffentlichung (der deutschen Übersetzung) : 3.7.2025


Verwendete Quellen:

Volemanová, Marja. 2019. Primární reflexy, opomíjený faktor problémů učení a chování u dětí. 2. rozšířené vydání. Statenice : INVTS, 2019. 978-80-907369-0-0

 
 
 
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