Vorschulalter: Entwicklung von Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren
- Adam Klatovský
- Jul 6
- 5 min read
Das Vorschulalter umfasst den Zeitraum zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr.
Sehen Sie, wie sich Kinder in dieser Zeit entwickeln:
3–4 Jahre
Motorische Entwicklung
Ein dreijähriges Kind bewegt sich beinahe wie ein Erwachsener. Es kann eben und auch auf unebenem Gelände sicher laufen und fällt nur selten. Es geht Treppen auf und ab, beim Hochgehen setzt es bereits abwechselnd die Füße auf. In dieser Zeit verfeinert es seine motorischen Fähigkeiten. Es beginnt auf einem Bein zu hüpfen, mit beiden Beinen über eine Linie zu springen und kann niedrige Hindernisse (bis ca. 5 cm Höhe) überspringen. Auch das Fangen eines Balls mit beiden Händen auf Bauchhöhe gelingt. Kinder fahren gern mit dem Laufrad – also mit Fahrrädern ohne Pedale.
Mit vier Jahren geht das Kind eigenständig auf die Toilette, kann seine Hose herunterziehen und wieder hochziehen. Nach dem Toilettengang wäscht es sich die Hände und trocknet sie ab. Es kann sich mit etwas Hilfe die Zähne putzen.
Feinmotorik
Ein dreijähriges Kind kann seine Handbewegungen schon gut kontrollieren und Linien in verschiedene Richtungen nachzeichnen – senkrecht, waagerecht und kreisförmig. Nach und nach lernt es auch, ein Kreuz zu zeichnen. Die Zeichnungen von Dreijährigen sind oft Kritzeleien, die sie je nach eigener Vorstellung benennen – auch wenn das Bild dem bezeichneten Objekt kaum ähnelt. Manchmal entstehen erste „Kopffüßler“. Es kann kleine Gegenstände gut greifen, zum Beispiel Perlen auffädeln.
Sprache
Die Sprachentwicklung macht im Vorschulalter große Fortschritte. Dreijährige ersetzen manche Laute noch durch andere (z. B. „l“ statt „r“) oder sprechen ungenau. Sie können Hauptfarben richtig benennen. Bis zum vierten Lebensjahr gelten grammatikalische Fehler als physiologisch. Wenn sie danach weiter bestehen, können sie auf eine Sprach- oder sogar kognitive Entwicklungsverzögerung hinweisen.
Während Zweijährige meist Drei-Wort-Sätze verwenden, wächst bei Vorschulkindern der Satzumfang und die Satzstruktur wird komplexer. Gegen Ende des dritten Lebensjahres erscheinen erste Nebensätze. Das Interesse an Sprache wächst: Kinder stellen oft Fragen wie „Warum?“ oder „Wann?“. Sie kennen erste Oberbegriffe und Gegenteile.
Drei- und vierjährige Kinder können sich schon länger auf kurze Geschichten konzentrieren, auch in Gruppen. Sie kennen einfache Reime, die sie zunehmend erweitern. Sie erzählen gern – oft auch sich selbst als einzigen Zuhörer.
Weltwissen
Die sich entwickelnde Sprache unterstützt das Verständnis der eigenen Person und der Umwelt. Dreijährige kennen in der Regel ihren Namen und ihr Geschlecht. Ihre Kenntnisse über Dinge und Menschen nehmen schnell zu. Sie spielen gern Rollenspiele – z. B. Prinzessin, Polizist, Ritter, Arzt, Lehrer oder Verkäufer.
Erst ab etwa drei Jahren ist ein Kind in der Lage, sein Verhalten durch verbale Anweisungen zu steuern – zunächst durch lautes Nachsprechen, später (ab vier oder fünf Jahren) mithilfe innerer Sprache.
Zweijährige spielen meist noch nebeneinander her, ohne sich aktiv miteinander zu beschäftigen. Erst im Vorschulalter wird das gemeinsame Spiel wichtiger. Kinder spielen an gemeinsamen Projekten und teilen dazu auch Materialien.
Mit drei bis vier Jahren entsteht bereits ein gewisser Konkurrenzgedanke – etwa beim Bau eines höheren Turms. Kinder greifen auch zu Materialien anderer, ohne Rücksicht auf deren Gefühle. Gleichzeitig entwickeln sie mit passender Begleitung mehr Empathie: sie trösten andere Kinder und helfen aktiv.
4–5 Jahre
Motorische Entwicklung
Das Kind wird immer geschickter und bewegt sich gerne. Es kann auf einem Bein hüpfen (und auch die Beine wechseln), auf einer Linie oder einem Balken balancieren und Fahrrad fahren. Es schafft den Zehenspitzenstand mit offenen Augen. Auch kleinere Bälle kann es bereits fangen. Damit hat es eine gute Grundlage für komplexere Bewegungsformen wie Schlittschuhlaufen oder Stelzenlaufen.
Die zunehmende Geschicklichkeit zeigt sich in wachsender Selbstständigkeit: Es isst allein, zieht sich (mit etwas Hilfe) selbstständig an und aus, schlüpft in seine Schuhe und versucht, die Schnürsenkel zu binden. Auch auf der Toilette benötigt es nur noch geringe Hilfe und kann sich die Hände gut waschen.
Feinmotorik
Das Kind trainiert seine Geschicklichkeit gern beim Spielen mit Sand, Bauklötzen, Knete oder beim Zeichnen. Ein vierjähriges Kind malt häufig Kopffüßler – einfache Darstellungen von Menschen mit Kopf und daran direkt angesetzten Armen und Beinen. Auch wenn die Zeichnung einer bestimmten Idee folgt, benennt das Kind das Ergebnis häufig ganz anders: „Ich male ein Kaninchen“ – und sagt dann überzeugend „das ist ein Elefant“. Es kann Wellenlinien, diagonale Linien und Spiralen zeichnen. Mit dem Tastsinn erkennt es deutlich unterschiedliche Spielzeuge – mit fünf Jahren sogar anhand der Oberfläche. Es kann seine Finger nach und nach einzeln öffnen, wie beim Zählen mit den Fingern.
Sprache
Ein vierjähriges Kind kann Bilder verschiedenen Oberbegriffen zuordnen und erklären, wozu Augen, Bücher oder Autos da sind. Es hört aufmerksam zu und versteht einfache Handlungen in Märchen. Mit fünf Jahren versteht es einfache Witze und Rätsel, kann Handlungsabläufe wiedergeben und beschreiben, und benennt Berufe anhand ihrer Tätigkeiten.
Weltwissen
Mit etwa fünf Jahren kann das Kind einfache Definitionen zu bekannten Objekten geben – es kennt deren Zweck, Material und Form. Es merkt sich drei Gegenstände und erkennt, welcher fehlt, wenn einer abgedeckt wird – später auch bei Bildern. Im Vorschulalter beginnt das Kind mit erstem Zählen: Es kann die Zahlenreihe (wenn auch manchmal mit Lücken) bis etwa zehn aufsagen und zählt konkrete Dinge mit entsprechenden Zahlennamen ab. Kurz vor dem fünften Geburtstag versteht es das Konzept der Kardinalzahl – dass also die zuletzt genannte Zahl die Gesamtanzahl angibt.
Vierjährige Kinder „helfen“ gern bei einfachen und kurzen Haushaltsaufgaben und führen kleinere Aufträge aus. Sie können sich in andere hineinversetzen, teilen, verleihen Dinge oder machen Geschenke. Jüngeren Kindern gegenüber zeigen sie Zuneigung und beschützen sie. Sie wissen, was man morgens, nachmittags oder abends gewöhnlich tut.
Vier- bis fünfjährige Kinder spielen nur noch selten parallel nebeneinander. Gemeinsames Spiel und organisierte Zusammenarbeit sind deutlich erkennbar. Der Spielinhalt und die Rollenverteilung hängen jedoch nicht nur vom Alter, sondern auch von anderen Umständen ab. Kinder, die eine Kindertagesstätte besuchen, haben natürlich mehr Gelegenheiten, kooperatives Verhalten zu üben.
5–6 Jahre
Motorische Entwicklung
Ab dem fünften Lebensjahr kann das Kind gut werfen und einen Ball fangen, das Gleichgewicht halten, auf einem Balken gehen, still mit geschlossenen Augen stehen und überkreuzte Bewegungen sicher ausführen. Den Stift hält es mit dem richtigen Dreifingergriff.
Feinmotorik
Im fünften Lebensjahr kann ein Kind ein Quadrat nachzeichnen, etwa mit sechs Jahren auch ein Dreieck. Die Zeichnungen entsprechen nun einer konkreten Vorstellung, sind deutlich detaillierter und zeigen eine verbesserte motorische Koordination. Wenn das Kind eine Person zeichnet, gibt es ihr einen Kopf, Rumpf, Beine, Arme, Mund, Augen und eine Nase. Die Arme sind meist noch als einfache Striche dargestellt und die Proportionen eher zufällig. Im Gegensatz dazu sind die Zeichnungen eines sechsjährigen, schulreifen Kindes bereits deutlich weiterentwickelt: Die Arme und Beine sind „dicker“, also keine einfachen Linien mehr. Das Kind kann mit der Fingerkuppe jedes Fingers das Daumenbäuchlein berühren.
Sprache
Die kindliche Lautunreinheit (z. B. Lispeln oder fehlerhafte Artikulation) verschwindet in der Regel bis zum Schuleintritt oder bleibt nur in Restformen bestehen, die sich meist spontan oder mit geringer logopädischer Unterstützung im ersten Schuljahr korrigieren lassen. Bis zum fünften Lebensjahr gilt eine fehlerhafte Lautbildung (Dyslalie) als physiologisch – also normal. Zwischen fünf und sieben Jahren spricht man von einer verlängerten physiologischen Phase (erweiterte Norm), nach dem siebten Lebensjahr ist eine spontane Verbesserung der Aussprache eher unwahrscheinlich.
Ein fünfjähriges Kind kann kürzere Texte auswendig aufsagen, Oberbegriffe und Gegensätze benennen und kurz vor dem sechsten Lebensjahr auch Synonyme und Homonyme erkennen. Es versteht Reime, erkennt und benennt Unsinn auf Bildern. Es tritt aktiv in Kontakt mit anderen Kindern und Erwachsenen.
Weltwissen
Das Kind beginnt, Begriffe wie „zuerst“, „vorher“, „jetzt“ und „nachher“ zu unterscheiden. Es kann Bilder in der richtigen zeitlichen Reihenfolge anordnen (was geschah zuerst, was danach). Mit sechs Jahren können die meisten Kinder die Anzahl von Objekten bis zehn korrekt bestimmen – allerdings nur mit konkretem Anschauungsmaterial. Richtige Rechenoperationen (z. B. einfaches Addieren oder Subtrahieren ohne Hilfsmittel wie Finger) erlernt das Kind erst im Schulalter.
Gegen Ende des Vorschulalters wächst das Kind zunehmend über den engen familiären Rahmen hinaus – das Zuhause allein reicht ihm nicht mehr. Es beginnt, neue Beziehungen zu Menschen und Ereignissen außerhalb des vertrauten Umfelds aufzubauen.
Autorin: PhDr. Marja Voleman, PhD.
Original veröffentlicht: 27. 4. 2022
Deutsche Übersetzung: 6. 7. 2025
Hlavní zdroje:
Bednářová, Jiřina; Šmardová, Vlasta (2015). Diagnostika dítěte předškolního věku. Brno, Edika. ISBN 978-80-266-0658-1
Bednářová, Jiřina et kol. (2017). školní zralost a její diagnostika. Praha: Raabe. ISBN 978-80-7496-319-3